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Mein erster Stadiongang: Hannover - Hamburg
von Megget
Es gibt Menschen, die suchen sich ihren Lieblingsverein nach ganz simplen Kriterien aus. Zehnjährige werden Bayernfans, weil diese seit Jahren den deutschen Fußball dominieren. Manche werden Fans von St. Pauli, weil die coole Trikots haben. Manche werden Fan von Mainz 05, weil die sympathische Fans haben. Es gibt aber auch einen vierten Typus Fan: die Lokalpatrioten. Er hat sich seinen Verein nicht ausgesucht, er wurde für ihn geboren. In diesem Blog möchte ich euch erzählen, wie ich Fan von Hannover 96 wurde.
Ich erinnere mich daran, dass ich lange Zeit mit Fußball überhaupt nichts anfangen konnte. Wenn mein Vater früher erst die Bundesligashow auf NDR2 und dann ran gesehen hat, durfte man ihn auf keinen Fall stören. Ich hatte zugegebener Maßen aber auch gar kein Interesse, mich zu ihm zu setzen und mit ihm Fußball zu gucken.
Am heiligen Abend 2002 sollte sich einiges ändern. Voller Freude packte ich meine Geschenke aus, und wunderte mich über das flache Geschenk, das mein Vater bis zum Schluss aufgehoben hat. Als er es mir überreichte und ich es öffnete, war ich enttäuscht. Ich bekam eine Karte zum Spiel Hannover – Hamburg. „Toll, was soll ich da denn nun?“ „Ich hab mit Fußball doch überhaupt nichts am Hut.“ Das waren meine Gedanken an jenem Heiligabend. Wollte mich mein Vater etwa zum Hamburg Fan rekrutieren?
Die Zeit verging, es kam der 25.01.2003. An jenem Samstag machten wir uns um 13 Uhr mit dem Auto auf den Weg von Hildesheim Richtung Hannover. Als wir durch die Stadt zum Stadion fuhren, war ich begeistert von den vielen, vielen Leuten, die ein rotes Trikot anhatten und einen grünen Schal trugen.
Dann sah ich das erste Mal das Niedersachsenstadion. Die Lichtmasten konnte man schon von der Autobahn sehen, so nah an einem Fußballstadion war ich bis dahin allerdings noch nicht gewesen. Total begeistert zogen wir weiter. Nachdem wir die Kontrollen am Stadion passiert hatten, war es nun so weit. Das erste Mal in meinem Leben sah ich ein Fußballstadion von innen. Ich konnte mich nicht mehr satt sehen. Ausverkauftes Haus. Über 40.000 Zuschauer im Stadion. Hamburg wie Hannover Fans am singen. Unten auf dem Rasen die Spieler beim Aufwärmen.
Es ging los. Zunächst wurde die Aufstellung der Hamburger bekannt gegeben. Da ich weder einen Spieler des Hamburger Sportvereins noch von Hannover 96 kannte, konnte ich am Aufstellungsspiel zwischen Stadionsprecher und Fans nicht mitmachen. Auch bei den Hymnen konnte ich mich nicht beteiligen. Ich kannte weder den Text, noch hatte ich einen Schal. Aber diesen emotionalen Moment, bei dem das ganze Stadion den Schal hochhält und ein gemeinsames Lied singt, werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Um 15.30 Uhr gab es dann endlich den Anstoß, Hannover spielte mit Ikonen wie Fredi Bobic, Altin Lala und Jiri Stajner, für Hamburg spielten unter anderem Barbarez, Meijer und Naohiro Takahara. Das Spiel näherte sich der Halbzeit, als Fredi Bobic sich durch Hamburgs Hintermannschaft tankte und mit einem herrlichen Rechtsschuss die erste Bude für Hannover machte. In meiner Umgebung freute sich niemand. Kein Wunder, ich saß ja auch mitten im Gästebereich. Alle blieben sitzen, schimpften und meckerten. Nur ein kleiner Junge jubelte in diesem Teil des Stadions. Die Hannoversche Mannschaft war mir irgendwie sympathischer als die Hanseaten. Und so freute ich mich für Hannover, musste mich aber gleichzeitig ein wenig zurückhalten, als ich von meinem Vater auf die bösen Blicke der Hamburger aufmerksam gemacht wurde. Auch als Idrissou nach dem Wechsel das 2:0 machte, sprang ich auf und schrie mir meine Seele aus dem Leib.
Über den Anschlusstreffer von Ujfalusi ärgerte ich mich sehr und hätte mich lieber mit den anderen Leuten in meiner Umgebung gefreut: Über einen Treffer von Hannover. Freuen konnte ich mich aber auch nicht über die vergebene Chance von Jiri Stajner kurz nach dem Anschlusstreffer. Denn im direkten Gegenzug schoss der eingewechselte Erik Meijer das Ausgleichstor zum 2:2 und tanzte mit der ganzen Mannschaft vor unserem Block. Danach passierte nichts mehr. Das Spiel endete 2:2 Unentschieden. Ein gerechtes Ergebnis. Da waren sich mein Vater und ich ausnahmsweise einig.
Langsam verließen wir unsere Plätze und gingen Richtung Ausgang, als mir eine ziemlich peinliche Sache passierte. Der Stadionsprecher bat um den Endstand der Partie. Bei den beiden Toren hatte ich gelernt, dass der Stadionsprecher den Namen der Mannschaft ruft und die Fans dann die Tore antworteten. Der Sprecher rief also „Hannover 96“, und ich antwortete ein lautes „Zweeiiiii“. Weil ich aber noch total unerfahren war, war meine Antwort auf „Hamburg“ ebenfalls ein lautes „Zweeiiiii“. An das Gelächter der Leute erinnere ich mich noch heute. Denn ich war der einzige, der hier nicht laut „Nuuuuullll“ rief.
Kurz vor dem Ausgang schaute ich ein letztes Mal ins Stadion. Ich schwor mir damals: Du wirst nicht das letzte Mal hier gewesen sein. Und ich habe mein Versprechen gehalten. Ich habe jede einzelne Karte eines Spiels meiner Roten in meiner Erinnerungskiste. Und ich werde mich gerne an die Spiele erinnern. An mein erstes Spiel, Hannover – Hamburg, besonders gerne. An ein anderes Aufeinandertreffen dieser beiden Vereine werde ich mich ebenfalls immer erinnern. Aber das ist eine andere Geschichte.
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). Unglaublich der Moment!!