Legenden des Weltfußballs - Teil 3: Tscha-Bum, ein Krieger aus Fernost
von Alo Atog
Den Spieler aus meinem dritten Teil dürften zumindest die älteren Semester hier im Forum noch als Spieler kennen (ich habe ihn bei seinem letzten großen Triumph live erlebt) - den Sohn hingegen alle
Zur Saison 78/79 spielten zum ersten Mal die Lilien aus Darmstadt in der Bundesliga. Der Aufsteiger präsentierte in seinem Kader als Neuzugang einen Spieler aus Südkorea. Trotz seines noch jungen Alters (25) kam er schon auf 111 Länderspiele für die Auswahl seines Landes. In seinem ersten Bundesligajahr hatte dieser, wie sein neuer Club auch, weniger Erfolg. Auf lediglich einen Einsatz (16. Spieltag 3:1 gegen Bochum) kam Bum-kun Cha, da er wieder zurück in die Heimat musste, um seinen Wehrdienst abzuleisten. Damals konnte noch niemand ahnen, welche Karriere er in den nächsten Jahren in der Bundesliga hinlegen sollte.
Als er seine Verpflichtungen gegenüber seinem Heimatland beendet hatte kehrte er zurück nach Deutschland, wo sein Club als Tabellenletzter nach nur einem Jahr wieder abgestiegen war. Daher heuerte er für die nächsten vier Spielzeiten beim großen Nachbarn aus Frankfurt an. Bei der Eintracht lief es von Anfang an besser als noch ein Jahr zuvor.
Unter Trainer Friedel Rausch wurde Bum-kun Cha auf Anhieb Stammspieler und Leistungsträger. In der Liga reichte es zwar nur zu Platz 9, aber mit zwölf Toren war Cha der beste Torschütze seines Teams. Drei weitere Tore schoss er im UEFA-Cup und am Ende der konnte er seinen ersten großen internationalen Titelgewinn feiern.
Das zweite Jahr in Frankfurt begann nicht ganz so gut wie das erste. Zwar erzielte er am zweiten Spieltag einen Doppelpack gegen Bielefeld, aber vier Tage später wurde er vom Leverkusener Jürgen Gelsdorf böse gefoult, so dass er einen Monat pausieren musste. Doch auch am Ende des zweiten Jahres bei der Eintracht konnte Cha einen Pokal in den Himmel stemmen. Im Stuttgarter Neckarstadion erzielte er das zwischenzeitliche 3:0 beim 3:1 Sieg über Kaiserslautern im DFB-Pokal Finale 1981.
Die nächsten beiden Jahre waren dann nur Mittelmaß in Frankfurt, aber Cha konnte mit 11 und 15 Treffern persönliche Erfolge feiern. Nach vier Jahren, 122 Bundesligaspielen und 46 Toren, so wie den beiden Titeln zog es Cha weiter nach Leverkusen.
Auch hier war das mannschaftliche Abschneiden eher mittelmäßig und auch die Torquote von Cha war nicht mehr ganz so stark wie noch in Frankfurt, so dass er zum Ende seiner Karriere "nur" auf 98 Bundesligatore kam und die Grenze von 100 Tor denkbar knapp verpasste.
Doch auch in Leverkusen durfte Cha einen weiteren Titel feiern. In der Spielzeit 87/88 spielte Leverkusen im UEFA-Cup eine überragende Saison. Im Viertelfinale schaltete man den großen FC Barcelona mit Schuster, Lineker und Zubizarreta durch einen 1:0 Sieg im Camp Nou aus. Im Halbfinale bezwang man den späteren deutschen Meister Werder Bremen und man traf dann im Finale auf Espanyol Barcelona.
Das Hinspiel ging in Barcelona mit 0:3 verloren und beim Rückspiel in Leverkusen stand es zur Halbzeit noch 0:0, als die Werkself sich anschickte, das Unmögliche doch noch möglich zu machen: In der 81. Spielminute stand es 2:0 für Bayer durch Tore von Tita und Götz, als "Tscha-Bum" das 3:0 erzielte und Leverkusen so in die Verlängerung rettete.
Im entscheidenden Elfmeterschießen trat er zwar nicht mehr an, aber durch sein Tor hatte er doch entscheidend Anteil am zweiten UEFA-Pokal gewinn seiner Karriere. Bis heute ist er damit der einzige Spieler, der mit zwei verschiedenen Bundesligisten diesen Titel gewinnen konnte - international war er der neunte Spieler, dem das gelang (u.a. neben Klinsmann, Matthäus oder Schillaci)!
Bis heute gehört Bum-kun Cha zu den erfolgreichsten ausländischen Profis der Bundesliga. Mit seinen 98 Treffern war er 14 Jahre der erfolgreichste ausländische Stürmer der Liga und wurde erst 1999 von Chapuisat abgelöst. Seitdem sind auch nur drei weitere Spieler an ihm vorbei gezogen (Ailton, Elber und der noch aktive Pizarro). Auch seine 308 Spielen reichen bis heute zu einer Spitzenposition in den Statistiken der Bundesliga.
Aber nicht nur in Deutschland kennt man den Namen Bum-kun Cha. Er war der erste Spieler mit 100 Länderspielen, der nicht aus Europa kam. Zudem stand er über 10 Jahre lang an der Spitze der Spieler mit den meisten Länderspielen. Er übernahm diesen Platz mit seinem 116. Spiel am 15.12.1978 bei den Asienmeisterschaften in Bangkok, bei einem 3:1 Sieg über Japan. Hätte er nach 1978 (außer drei Spiele bei der WM 1986) auch noch weiter für Südkorea gespielt, dann wären es am Ende bestimmt noch einige Spiele mehr als 121 geworden. Mit 55 Toren ist er bis heute zudem der Rekordtorschütze der Südkoreaner!
Da die Wahl zum Fußballer des Jahres in Asien erst im Spätherbst seiner Karriere eingeführt wurde, hat er diesen Titel nie gewinnen können. Dennoch wurde er 1999 zum besten asiatischen Spieler des Jahrhunderts gewählt - vor anderen Größen wie Kazuyoshi Miura, Ali Daei oder Khodadad Azizi.
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