Gaius Julius Caesar (100 - 44 v. Christus)
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Über keine Persönlichkeit der Antike wurden mehr Schriften, Bücher, Aufsätze u.ä. verfasst, als über jenen Gaius Julius Caesar, der sich im ersten vorchristlichen Jahrhundert anschickte, das Antlitz der bekannten Welt zu verändern. Nicht nur, dass er das Zeitalter der Römischen Revolution beendete, er stellte auch die Weichen für das Römische Kaiserreich, vollendet durch seinen Großneffen und Adoptivsohn Oktavian (später Augustus), und beeinflusste damit Europa bis ins Mittelalter hinein. Von seinen politischen Maßnahmen und Reformen hat der Julianische Kalender, der von Papst Gregor XIII später (1582) präzisiert wurde, noch bis in unsere Zeit Bestand.
Selten hat ein Mensch von derart vielen Autoren, Historikern und Biographen ebenso viele Bewertungen und Meinungen auf sich vereinigt, angefangen bei Cato, seinem großen zeitgenössischen Antagonisten, über Mommsen, der Caesar in seiner noch heute wegweisenden "Römischen Geschichte" idealisierte, bis zu Berthold Brecht, der behauptete, Männer wie Caesar groß zu nennen, wäre des 20. Jahrhunderts unwürdig. Es überrascht besonders, dass Caesar sowohl in seinem eigenen Jahrhundert als auch danach in jeder Epoche von unterschiedlichen Autoren unterschiedlich beurteilt worden ist.
Was bleibt mir also noch zu tun, wenn ich über einen Mann schreibe, über den schon alles gesagt worden ist, dessen Taten bereits aus jedem Blickwinkel betrachtet wurden und der selbst den größten aller Dramatiker, William Shakespeare, inspiriert hat?
Hier soll versucht werden, zunächst die Ereignisse, die Caesar voraus gingen und die man heute als Römische Revolution bezeichnet, historisch korrekt zu beschreiben und die großen Vorgänger Caesars, Marius und Sulla, vorzustellen. Darauf folgt eine ausführliche Biographie des Gaius Julius Caesar, die natürlich im engen Zusammenhang mit der Geschichte des Römischen Reiches steht. Das Wissen hierüber wird aus vielen unterschiedlichen Quellen geschöpft, um eine möglichst facettenreiche Darstellung zu erreichen.
Auch bei der Beschreibung von Caesars Leben, Taten und Nachwirkungen fliessen positive und negative Bewertungen anderer Autoren ein, um es dem geneigten Leser zu ermöglichen, sich sein eigenes Urteil über Caesar zu bilden. Es besteht nicht die Absicht, gänzlich neutral zu bleiben, denn wer sich zu Geschichte äußert, muss auch Stellung beziehen. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, auch andere Auffassungen zu dem jeweiligen Punkt wiederzugeben.
Bei der Erstellung dieser Seite war mir vor allem Herr Peter Mühlan behilflich, der meine Seiten der dringend notwendigen Korrektur unterzogen hat und sie auch sonst verbessert und ergänzt hat. Ich möchte mich auch bei allen anderen bedanken, die mit konstruktiver Kritik zur Verbesserung der Qualität dieser Seiten beigetragen haben.
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(gesprochen: "kæsar")
Römischer Staatsmann und Feldherr
(alle Jahreszahlen v.u.Z.)
* 13.7.100 Subura/Rom
80-78 Stabsoffizier in Asia
69 Quaestor in Hispania
ab 63 Pontifex Maximus
62 Praetor
59 Consul
58-51 Proconsul in Gallien
49 Dictator für 11 Tage
48 Consul II, ab Oktober Dictator II
47 Dictator III
46 Consul III, Dictator IV (ab April für 10 Jahre)
45 Consul IV, Dictator V
44 Consul V, Dictator VI (ab Februar auf Lebenszeit)
+ 15.3.44 Rom (ermordet)
Caesar stammte aus einer der ältesten römischen Adelsfamilien; allerdings waren die Iulier verarmt und hatten schon länger keine wichtigen Positionen mehr bekleidet.
Caesar zeichnete sich schon früh durch militärische Kompetenz aus. Bereits 75 griff er eigenmächtig eine Vorausabteilung des Mithridates an und besiegte sie.
Nachdem er sich regulär durch die Ämter hinaufgedient hatte, sah Caesar im Jahre 60 seiner Kandidatur als Consul den Erfolg zu sichern. Er vermittelte zwischen den verfeindeten Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius Crassus und begründete mit ihnen ein befristetes Zweckbündnis, was man als das erste Triumvirat bezeichnet. Es sollte in Rom nichts mehr geschehen, was einem der drei missfiele.
Im Consulat wurde Caesar ständig in seiner Amtsführung und seinen Gesetzesanträgen durch seinen Kollegen Marcus Calpurnius Bibulus und den optimatischen Teil des Senates behindert. Daraufhin umging er den üblichen Amtsweg, indem er Anträge der Volksversammlung vorbrachte und dort durchbekam - eine vollkommen unübliche, jedoch nicht gesetzwidrige Vorgehensweise, mit der er sich viele Feinde erwarb.
Als Proconsul der Provinzen Gallia Narbonensis, Gallia Cisalpina und Illyricum unterwarf Caesar alle nicht schon mit Rom befreundeten gallischen Stämme und setzte als erster römischer Feldherr auch nach Britannien über.
Nach seiner Rückkehr aus Gallien wollte Caesar wieder für das Consulat kandidieren. Dafür hätte er als Privatmann ohne Heer nach Rom kommen müssen. Hätte er dies getan, wäre er sogleich von seinen politischen Gegnern angeklagt worden und hätte wiederum nicht kandidieren können. Sein Gesuch, in Abwesenheit kandidieren zu dürfen, wurde strikt abgelehnt, alle Versuche, dem Senat in einzelnen Punkten entgegenzukommen, scheiterten. Schließlich blieb Caesar neben der Zerstörung seiner politischen Existenz nur noch die Überschreitung des Grenzflusses Rubico, womit der Bürgerkrieg (49-45) begann.
Nachdem er vergeblich versucht hatte, Pompeius - den vom Senat bestellten Feldherrn - in Italien zu stellen, unterwarf Caesar zunächst Spanien (49), um den Rücken frei zu haben. Nach langer Verfolgung schlug er Pompeius am 9.8.48 bei Pharsalos in Thessalien. Den ägyptischen Thronstreit entschied er zugunsten Kleopatras VII. Nach Siegen in Africa (bei Thapsus, 6.4.46) und in Hispanien (bei Munda, 17.3.45) war der Bürgerkrieg gewonnen.
Caesars Machtstellung war nun nahezu unangefochten und gewann an Eigendynamik. Man überschüttete ihn mit Ämtern und Ehren, im Februar 44 wurde Caesar zum Dictator auf Lebenszeit ernannt. An den Iden des März 44 wurde Caesar von Verschwörern im Senat ermordet.
Caesar schrieb in früher Zeit diverse Gedichte, tat sich auch als Jurist hervor. Später folgten als Rechtfertigung und Bericht seiner Taten Bücher über den Gallischen Krieg und den Bürgerkrieg, welche man als vergleichsweise neutral und realitätsnah einstufen kann.
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Langsamer Aufstieg
Er wurde am 12. oder 13. Juli 100 v. Chr. in Rom geboren und gehörte einer der bedeutendsten römischen Familien, der Gens Iulia (Geschlecht der Julier), an. Sein Onkel war der bedeutende Feldherr und Popularen-Führer Gaius Marius, durch den er mit Lucius Cornelius Cinna bekannt wurde, der ein erbitterter Gegner des Optimaten-Führers Lucius Cornelius Sulla war.
84 v. Chr. heiratete er Cinnas Tochter Cornelia, mit der er eine Tochter, Julia, hatte, und wurde im gleichen Jahr zum Flamen dialis ernannt, ein Priesteramt, das Patriziern vorbehalten war. Nach der Ernennung Sullas zum Diktator (82 v. Chr.) verlangte dieser von Caesar die Scheidung von seiner Frau. Es gelang Caesar jedoch, sich dieser Forderung zu entziehen. Später wurde er durch Fürsprache einflussreicher Freunde von Sulla begnadigt. Nachdem Caesar verschiedene militärische Missionen im Osten erfüllt hatte – u. a. in Kilikien in Kleinasien – kehrte er erst 78 v. Chr., nach dem Rücktritt Sullas, nach Rom zurück. Dort enthielt er sich zunächst der direkten politischen Einflussnahme, betätigte sich jedoch als Ankläger gegen mehrere Anhänger des Sulla, die er wegen Erpressung belangte.
Da es ihm nicht möglich war ein politisches Amt zu erwerben, verliess er Rom noch einmal und ging nach Rhodos, wo er Rhetorik studierte. 74 v. Chr. unterbrach er seine Studien, um in Kleinasien gegen Mithridates zu kämpfen. 73 v. Chr. kehrte er nach Rom zurück und wurde Mitglied des Priesterkollegiums der Pontifices, das für Fragen des römischen Staatskultes zuständig war und das somit auch politischen Einfluss ausüben konnte.
1. Triumvirat
71 v. Chr. war Pompeius im Triumph nach Rom zurückgekehrt, nachdem er sich unter Sulla zahlreiche militärische Verdienste erworben und den aufständischen, mit Sulla verfeindeten Popularen-Führer Sertorius in Spanien besiegt hatte.
Im vorausgehenden Jahr hatte Marcus Licinius Crassus, ein reicher Patrizier, als Prokonsul den von Spartakus angeführten Sklavenaufstand in Italien niedergeschlagen. Beide waren dafür im Jahr 70 v. Chr. zu Konsuln gewählt worden. 68 v. Chr. war Caesar Quästor und 65 v. Chr. kurulischer Ädil, als der er sich durch die Veranstaltung aufwendiger Gladiatorenspiele Popularität beim einfachen Volk zu sichern wusste.
Zu deren Finanzierung lieh er sich Geld von Crassus. Nach dem Scheitern der Catilinarischen Verschwörung setzte er sich für eine milde Behandlung der Verschwörer ein. Als er 60 v. Chr. nach einem Jahr als Verwalter von Spanien nach Rom zurückkehrte, schloss er mit Pompeius und Crassus ein Bündnis zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen: das 1. Triumvirat (von lateinisch tres: drei und viri: Männer, also Dreimännerbündnis).
Um ihre Beziehung noch weiter zu festigen, heiratete Pompeius Caesars Tochter Julia. Mit Unterstützung des Triumvirats wurde Caesar gegen den Widerstand der Optimaten-Partei für das Jahr 59 v. Chr. zum Konsul gewählt und erhielt im Folgejahr durch ein Sondergesetz als Prokonsul für fünf Jahre die Verwaltung der Provinzen Gallia Cisalpina, Illyricum und Gallia Narbonensis, wodurch es ihm möglich wurde, seine Macht gegen den Senat auszubauen. In den folgenden Jahren führte er die Gallischen Kriege, in deren Verlauf er ganz Gallien eroberte, zweimal über den Rhein zog und nach Britannien übersetzte. Diese Kriege wurden von ihm selbst in seinem autobiographischen Werk Commentarii de bello Gallico beschrieben
Auflösung des Bündnisses
56 v. Chr. erneuerten die Triumvirn bei einem Treffen in Luca ihr Bündnis, nachdem es zwischenzeitlich zur Entfremdung zwischen Pompeius und Crassus gekommen war. Dabei wurde beschlossen, dass Caesar weitere fünf Jahre in Gallien bleiben sollte, während sich Pompeius und Crassus für das Jahr 55 v. Chr. zu Konsuln wählen lassen und im darauf folgenden Jahr als Prokonsuln in ihre jeweiligen Provinzen gehen sollten. Danach reiste Caesar ab, um einen Aufstand in Gallien niederzuschlagen und seinen Britannienfeldzug zu führen.
53 v. Chr. wurde der ehrgeizige Crassus, dem die Verwaltung über Syrien zugefallen war, bei einem Feldzug gegen die Parther bei Carrhae besiegt und getötet, nachdem im Jahr zuvor Caesars Tochter Julia, die Ehefrau des Pompeius, gestorben war. Nachdem auch ihre familiären Bindungen zerrissen waren, war die endgültige Entfremdung zwischen Caesar und Pompeius besiegelt, und das Bündnis brach auseinander.
Bürgerkrieg
52 v. Chr. wurde Pompeius entgegen der üblichen Gepflogenheit zum alleinigen Konsul (sine collega, lateinisch: ohne Amtskollegen) mit aussergewöhnlichen Vollmachten gewählt. Dies war durch die Ausnahmesituation notwendig geworden, in die der römische Staat durch die Unruhen des Clodius geraten war. Während Caesar durch den Krieg in Gallien festgehalten wurde, hatten seine politischen Gegner bereits im vorausgehenden Jahr offen versucht, ihn von dort abberufen zu lassen und in Rom vor Gericht zu stellen. Pompeius versuchte, die günstigen Umstände auszunutzen, um seinen Rivalen auszuschalten und sich die Alleinherrschaft zu sichern, und näherte sich zu diesem Zweck politisch der Senatspartei an. Schliesslich beschloss der Senat die Absetzung Caesars, nachdem man ihn vergebens aufgefordert hatte, sein Heer zu entlassen. Daneben stattete er Pompeius mit unbeschränkten Vollmachten aus, um den Kampf gegen Caesar aufzunehmen.
Der Bürgerkrieg begann, als Caesar Anfang des Jahres 49 v. Chr. – der Überlieferung zufolge mit den Worten: Alea iacta est („Die Würfel sind gefallen") – den Rubikon überschritt, einen kleinen Grenzfluss, der seine Provinz Gallia Cisalpina von Italien trennte. Innerhalb von drei Monaten hatte er die Kontrolle über ganz Italien erlangt, gewann danach die beiden spanischen Provinzen, den eigentlichen Rückhalt des Pompeius, und schliesslich nach halbjähriger Belagerung die Hafenstadt Massilia (Marseille).
Inzwischen war Caesar in Rom zum Diktator ernannt worden, übte das Amt jedoch nur wenige Tage aus und wurde für das Jahr 48 v. Chr. zum Konsul gewählt. Anfang dieses Jahres verfolgte er Pompeius nach Griechenland und besiegte ihn endgültig in der Schlacht bei Pharsalos. Pompeius selbst entkam nach Ägypten, wo er jedoch ermordet wurde, noch bevor Caesar ihn dort eingeholt hatte. Caesar besetzte Alexandria und entschied den ägyptischen Thronstreit zugunsten Kleopatras, der Tochter des verstorbenen Königs Ptolemäus XI., die ihm später einen Sohn (Caesarion) schenkte.
47 v. Chr. unterwarf er Kleinasien und kehrte als Diktator nach Rom zurück. Seinen entscheidenden Sieg über die Anhänger des Pompeius, die seit 48 v. Chr. ihre Streitkräfte in der Provinz Africa zusammengezogen hatten, errang er 46 v. Chr. in der Schlacht bei Thapsus. Danach kehrte er nach Rom zurück, wo er mehrere Triumphzüge feierte und weitere Ehrungen erhielt. Nachdem er im Jahr 45 v. Chr. die Söhne des Pompeius bei Munda in Spanien besiegt hatte, war er unumschränkter Alleinherrscher.
Diktatur und Ermordung
Caesars Macht basierte auf seiner Stellung als Diktator. Dieses Amt wurde ihm auf Lebenszeit (Dictator perpetuus) verliehen, obgleich es laut Verfassung der frühen Republik nur auf Ausnahmesituationen und auch dann auf maximal sechs Monate beschränkt war.
Obgleich er den Titel Rex (König) ablehnte, der besonders den republikanisch gesinnten Kräften verhasst war, trug seine Herrschaft starke monarchische Züge. 45 v. Chr. wurde er auf zehn Jahre zum Konsul gewählt und mit weiteren Ehrungen und Vollmachten ausgestattet: So hatte er die Oberaufsicht über sämtliche Streitkräfte, durfte Robe und den Goldkranz des siegreichen Feldherrn ständig tragen und hatte als Pontifex Maximus die Entscheidungsgewalt über sämtliche religiösen Belange. Seine Herrschaft beinhaltete ein breit angelegtes Reformprogramm zur Neuordnung des Staates und der Provinzen. Unter anderem reformierte er den Kalender, versorgte seine Veteranen mit Land und vereinfachte die Voraussetzungen für den Erwerb des römischen Bürgerrechtes.
Besonders in den Kreisen der oppositionellen Senatsfamilien stiess Caesars Machtposition auf Ablehnung. 44 v. Chr. plante eine Gruppe von republikanischen Senatoren, darunter Gaius Cassius und Marcus Iunius Brutus, den Tyrannenmord und erdolchten Caesar an den Iden des März (15. März), als er gerade das Senatsgebäude betreten wollte.
Privatleben
Nachdem 68 v. Chr. seine erste Frau Cornelia gestorben war, heiratete Caesar Pompeia, eine Enkelin Sullas, die den Vorsitz über den geheimen Fruchtbarkeitskult der Bona Dea hatte, von dem Männer bei strengsten Strafen ausgeschlossen waren.
Als die Mysterien der Göttin im Hause Caesars, wo ein Fest zu ihren Ehren stattfand, entweiht wurden, weil Clodius sich in Frauenkleidern Zugang dazu verschafft hatte, kam es zu einem öffentlichen Skandal, in dessen Folge sich Caesar von Pompeia trennte. Da auch seiner dritten Ehe mit Calpurnia (59 v. Chr.) keine männlichen Nachkommen entstammten, setzte er seinen Grossneffen Octavian testamentarisch zum Nachfolger und Erben ein, der später unter dem Namen Augustus erster römischer Kaiser wurde.
Caesar, der ein Mann von umfassender literarischer Bildung war, trat auch als begabter Schriftsteller in Erscheinung, mit einer klaren Sprache und einem schlichten, klassischen Stil. Erhalten sind seine sieben Bücher über den Gallischen Krieg (Commentarii de bello Gallico), in denen er seine Gallienfeldzüge beschrieb und die eine wichtige Informationsquelle über die frühen keltischen und germanischen Stämme darstellen, sowie ein dreibändiges Werk über den Bürgerkrieg (Commentarii de bello civili).
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Julius Cäsar und der Kalender
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[verweise]
Der römische Kalender war ursprünglich ein reiner Mondkalender. Das Jahr begann im März und zählte 304 Tage und war in 10 ungleiche Monate zu 29 und 30 Tagen eingeteilt. Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. (vermutlich durch Tarquinius Priscus) wurde das Jahr durch Einfügen der Monate Januar und Februar auf 355 Tage verlängert. Um im Einklang mit dem natürlichen Jahresrythmus zu bleiben, wurden alle zwei bis drei Jahre Schaltmonate eingefügt. Durch ungeordnetes Einfügen der Schaltmonate, welches auch auf die Bestechlichkeit der damaligen Priesterkaste zurückgeführt werden kann, war auch dieser Kalender im Laufe der Zeit für das bürgerliche Leben unbrauchbar geworden.
Zur Beendigung dieser Mißstände setzte Julius Cäsar den Kalender des Astronomen Sosigène aus Alexandria per Gesetz durch. Im Jahr 45 v. Chr. wurde der römische Kalender in fünf Punkten reformiert:
Das normale Jahr (Gemeinjahr) sollte fortan 365 Tage haben.
Auf drei Jahre mit 365 Tagen sollte ein Schaltjahr mit 366 Tagen folgen.
Als Schalttag wurde der 24. Februar festgelegt, welcher dadurch eine Länge von 2 Tagen hatte.
Der Jahresbeginn wurde vom 1. März (Martius) auf den 1. Januar verlegt.
Die Monatslängen wurden neu festgelegt. (30 bzw. 31 Tage, 29/30 Tage im Februar).
Die Einführung des neuen Kalenders brachte ein "Konfusionsjahr" mit sich, da es galt den Jahresbeginn vom März auf den Januar – das war der Amtsantritt der Konsuln - vorverlegt. Das Jahr 46 v. Chr. hatte 455 Tage.
Auf die römische Tradition gehen auch die Monatsnamen zurück.
Martius September
Aprilis Oktober
Maius November
Junius Dezember
Quintilis Januarius
Sextilis Februarius
Zu Ehren des Reformators beschloß der römische Senat die Umbennenung des Monats Quintilis (Cäsars Geburtsmonat) in Julius, zumal die bisherige Numerierung durch die Verlegung des Jahresbeginns ohnehin keinen Sinn ergab. Da der römische Kalender ein Mondkalender war, welcher circa alle drei Jahre eines Schalttages bedurfte (um mit dem Mond syncron zu laufen), wurde die Schaltregel auch im neuen Kalender zunächst in jedem dritten Jahr angewendet. Dieser Mißstand wurde von Augustus behoben, weshalb der Monat Sextilis in Augustus umbenannt wurde. Dieser Monat hat aber nur 30 Tage im Gegensatz zum Juli mit 31 Tagen! Der Februar wurde kurzerhand um einen Tag gekürzt und dieser Tag dem August hinzugefügt.
Die Genauigkeit dieses Kalenders konnte innerhalb einer Generation nicht bemängelt werden. So verhalf die militärische Macht Roms dem Kalender innerhalb kürzester Zeit zur Verbreitung in der "ganzen bekannten Welt". Aber erst das Christentum hat diesem Kalender zum wirklichen Siegeszug verholfen, mit der einzigen Änderung, dass der Beginn der Zeitrechnung von der Gründung Roms auf den vermutlichen Zeitpunkt von Christi Geburt gelegt wurde.
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Caesar, Julius
Römischer Staatsmann und Feldherr (100 v.Chr. - 44 v.Chr.), eigentlicher Widersacher der unbeugsamen Gallier. Mit vielen, letztendlich erfolglosen Mitteln versucht er, das Dorf der Gallier zu entzweien ("Streit um Asterix"), das Dorf in die römische Gesamtheit zu integrieren ("Die Trabantenstadt") oder andere, romtreue gallische Häuptlinge gegen sie aufzuhetzen ("Der Kampf der Häuptlinge").
Eine Anspielung auf die siegreiche Schlacht Cäsars gegen die Anhänger von Pompejus am 6. April 46 v.Chr. bei Thapsus sind die Seiten 44 bis 54 bei "Asterix als Legionär".
Er ist für seine Zitate berühmt ("Veni, vidi, vici") und trägt einen Lorbeerkranz, den er aber ein einziges Mal in einen Kranz aus Fenchel eintauschen muß - XVIII/47, er hat mit Kleopatra einen gemeinsamen Sohn, der aber seinem erwachsenen Sohn Brutus nicht sehr gelegen kommt...
In seiner luxuriösen Zweitresidenz Mea requies (= Meine Zuflucht), an deren Eingang ein Schild auf die Wachhunde aufmerksam macht, wird Cäsar der als Geheimwaffe bezeichnete Destructivus vorgestellt - XV/13.
Im Themenspecial zu Julius Cäsar erfahren Sie viele Details im Zusammenhang mit den Asterix-Heften.
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Julius Caesar
Mit "Heinrich V." hatte Shakespeare die Stoffe aus der englischen Geschichte erschöpft, die ihn zunächst angezogen hatten. Jetzt wandte er sich einer ganz anderen Zeit und Welt zu, deren tragischer Gehalt aber allgemein anerkannt war: dem alten Rom. Schon während der Abfassung ,,Heinrichs V." scheint er den Plan einer Cäsar-Tragödie gefaßt zu haben, und verschiedene Anspielungen deuten darauf hin, wie ihm damals schon der neue Stoff im Kopf herumging.
Ein Drama über Cäsar und Pompejus war im November 15944 von einer anderen Londoner Truppe, der des Admirals, aufgeführt worden.
Als Rachetragödie schloß es wohl mit Cäsars Ermordung unter dem Standbild des Pompejus. Schon in Plutarchs Biographie Cäsars ist auf das Dramatische dieses Umstands hingewiesen: ,,Es hatte den Anschein, als wenn Pompejus selbst über die Rache an seinem Feinde waltete, der jetzt, zu seinen Füßen hingestreckt, an den vielen empfangenen Wunden mit dem Tode rang."
Was lag näher für einen tragischen Schüler Senecas, als diese Bildsäule plötzlich in den Geist des toten Rivalen zu verwandeln, der jetzt triumphierte? Sicherlich hat sich der anonyme Verfasser von "Cäsar und Pompejus" diesen packenden Theatereffekt nicht entgehen lassen.
Die Tragödie, von der uns leider nichts außer dem Titel erhalten ist, mag Shakespeares Interesse für die Gestalt Cäsars neu belebt haben.
Vielleicht stammt ja doch schon aus diesem Stück die Auffassung des Brutus, die Shakespeare im zweiten und dritten Teil ,,Heinrichs VI." (1592) ausspricht, daß er ein Bastard und verräterischer Mörder gewesen sei (2. Heinr. VI., 4, 1, 142, und 3. Heinr. VI., 5, 5,53). Es ist möglich, daß das alte Drama, dem es ja nur auf Cäsar, nicht auf Brutus ankam, das Tragische betonte, daß der Diktator von der Hand dessen fiel, den er für seinen eigenen natürlichen Sohn hielt, und das in dem - nicht von Plutarch, sondern von Dio Cassius überlieferten - Ausruf ausklang: ,,Auch du, mein Sohn Brutus!" Etwa fünf Jahre später (1599) schenkte Shakespeare seiner Bühne das Drama, das die Folgen von Cäsars Ermordung zum Gegenstand hat. Der Basler Arzt Simon Platter sah nämlich, wie er uns in seinem Tagebuch berichtet, am 21. September 1599 in einem "streuwinen Dachhaus" auf dem südlichen Themse-Ufer "die Tragedy vom ersten Keyser Julio Caesare ...gar artlich agieren".
Es ist wahrscheinlich, daß sich dies auf das neuerrichtete Globe-Theater mit seinem Strohdach und auf Shakespeares Stück bezieht. Dann wäre ,,Julius Cäsar" unmittelbar nach ,,Heinrich V.", 1599, entstanden. Den Stoff für sein Drama fand Shakespeare in den von Thomas North aus dem Französischen übersetzten Lebensbeschreibungen des Plutarch (1579), und zwar zunächst in der des Marcus Junius Brutus. Hier bot ihm der griechische Philosoph und Biograph, dem es ja darauf ankam, den Charakter des Freiheitshelden recht klar herauszuarbeiten, ein wohldisponiertes, durch kleinere Züge belebtes Material, das fast nur dialogisiert zu werden brauchte, um zur Tragödie zu werden: zur Tragödie von Marcus Brutus. Zur Ergänzung nur im Detail zog Shakespeare auch die entsprechenden Partien aus den Lebensbeschreibungen von Cäsar und Antonius heran und fügte einzelnes daraus dem festen Gerippe ein, das er sich nach der Brutus-Biographie gemacht hatte. Hier ließ er natürlich aus Gründen der dramatischen Ökonomie die einleitenden Abschnitte, die sich mit der Jugend des Brutus beschäftigen, weg und begann erst bei den Vorbereitungen zu Cäsars Krönung. V
on da an aber folgt er der Biographie des Brutus und läßt nur weniges unbenutzt. Das Verhältnis von Brutus zu Cäsar vereinfacht Shakespeare. Nach Plutarch war die offenkundige Vorliebe Cäsars für den ernsten Jüngling, den Sohn seiner Geliebten, zur Zeit der Verschwörung durchaus gewichen, und er mißtraute dem Marcus Brutus ebenso wie dem Cassius. Der Ausspruch, daß diese hageren, düsteren Leute gefährlich seien, bezieht sich bei Plutarch nicht nur auf Cassius, sondern auch auf Brutus. Dagegen heißt es von einem anderen Brutus, Decius mit Vornamen, Cäsar habe ihm so großes Vertrauen geschenkt, daß er ihn in seinem Testamente zu seinem nächsten Erben bestimmte. Shakespeare, der sich trotz der engen Anlehnung an seinen Gewährsmann seine Selbständigkeit überall zu wahren weiß, zeigt uns in seinem Brutus den Konflikt zwischen der Verehrung und Dankbarkeit, die er für Cäsar hegt, und der Vaterlandsliebe, die ihn mehr als sein Leben opfern heißt für die Freiheit seines Volkes. Er ist der Idealist, der das Leben und die Menschen nur gleichsam aus Büchern kennt, der seine eigene strenge Rechtlichkeit ohne weiteres auch bei den anderen voraussetzt und lieber alles zugrunde gehen läßt, als daß er bei seinen Freunden einen Fehler duldet.
Brutus ist der Held des Dramas, das den Namen Julius Cäsars führt. Das geht schon aus dem Verhältnis von Shakespeares Stück zu seiner Quelle hervor: nicht die Biographie Cäsars, auch nicht in ihrem letzten Teile - dient der Tragödie zum Untergrund, nach dem ihr Grundriß eingerichtet ist, sondern die des Brutus. Es ist nur ein gezwungener Rettungsversuch des Titels, wenn man sagt, daß ja wohl Cäsar selbst nach der ersten Szene des dritten Akts nicht mehr vorhanden sei, daß aber sein Geist auch fernerhin das Drama beherrsche. Dieser Geist führt ja keine Sonderexistenz, niemand sieht ihn als Brutus, und nur weil er uns als Schicksal des Brutus entgegen tritt, interessiert er uns. Dieses unveränderliche Schicksal aber, der "böse Engel" des Brutus, kann nicht der Held einer Tragödie werden. Und doch ist der weltgebietende Diktator eine zu gewaltige Figur, als daß er sich zu einer Nebenrolle herabdrücken ließe. Shakespeare hebt zwar das Menschliche in ihm möglichst heraus: die Verschworenen müssen sich alle kleinen Schwächen des großen Mannes ins Gedächtnis rufen, damit sie den Mut zum Vorgehen gegen diesen Heros nicht verlieren.
Zu den Zügen, die er aus Plutarch übernahm, der fallenden Sucht und dem Fieber in Spanien, fügt der Dramatiker im Munde des Cassius noch die Erzählung von dem Wettschwimmen hinzu, bei dem schließlich Cassius den ertrinkenden Cäsar rettet, wie Kleitos den Alexander. Außerdem aber macht Shakespeare seinen Cäsar schwerhörig - das eine Ohr ist taub. Woher ihm dieser originelle Einfall kam, ist nicht bekannt. Jedenfalls wirkt die Figur dadurch viel menschlicher, verwundbarer. Aber daneben lebt in Cäsar noch der alte Geist des Welteroberers, bei Shakespeare mehr noch als bei Plutarch. Und die stolzen Worte sind kein leeres Prahlen "gar wohl weiß die Gefahr, Cäsar sei noch gefährlicher als sie. Wir sind zwei Leu'n, an einem Tag geworfen, Und ich der ältre und der schrecklichste."
Es ist deshalb wohl verständlich, daß Shakespeare der Sitte seiner königsfrommen Zeit gemäß das Geschichtsdrama nach dem Herrscher nannte, nicht nach dem Revolutionshelden. In Plutarchs Darstellung wird Cäsar von "Argwohn und Besorgnis" ergriffen, angesichts der furchtbaren Vorzeichen in der Nacht vor seinem Tode, und beschließt deshalb, nicht in den Senat zu gehen. Shakespeares Cäsar aber kennt keine Spur von Furcht: nur weil Calpurnia ihn auf ihren Knien bittet, will er zu Hause bleiben. Da darf man doch nicht sagen, wie es meistens geschieht, daß Shakespeare den Imperator kleinlich aufgefaßt habe. Gerade die Betonung der körperlichen Gebrechen des alten Löwen läßt seine gewaltige Seelenkraft noch mehr hervortreten. Der scharfblickende, praktische Cassius bildet einen grellen Gegensatz zu seinem früheren Rivalen und nunmehrigen Freunde, dem schwärmerischen Idealisten Brutus. Auch in der Schilderung dieses Charakters folgt Shakespeare genau seinem klassischen Führer.
Und dasselbe kann man von der Gestalt des Antonius sagen.
Es ist durchaus nicht der soldatische Antonius, der uns in Shakespeares späterem Drama von Antonius und Kleopatra entgegentritt. Dort hat sich der Dramatiker nach Plutarchs Biographie des Antonius gerichtet, hier nach der des Brutus. In dieser aber erscheint Antonius als des Cäsar ergebener Freund, dabei ehrgeizig, schlau, "ein schlechter Mensch und der Tyrannei geneigt" und ein äußerst gewandter Redner". Nach dem Kampf von Pharsalus zeigt er sich großmütig gegen Lucilius, den treuesten Freund des Brutus. Das ist etwa dasselbe Bild, das wir in unserem Drama erhalten.
Die berühmte Leichenrede, ein Meisterstück demagogischer Rhetorik, ist von Shakespeare selbständig ausgearbeitet: Plutarch nimmt nur Notiz von der Tatsache und ihrer Wirkung. Auch Portia ist ungefähr ebenso bei Plutarch vorgezeichnet: nur tritt dort das Männliche im Wesen dieser echten Tochter Catos mehr hervor. Shakespeare aber hat Ende der neunziger Jahre noch nicht die harten, starken Frauen seiner späteren Dramen kennengelernt und macht sie deshalb zur liebenswürdigen, besorgten Gattin. Darüber, daß Portia sich selbst eine tiefe Wunde am Schenkel beigebracht hat, um ihre Seelenstärke zu beweisen, eine Wunde, an der sie lange krank lag, geht Shakespeare flüchtig hin, während Plutarch dies breit ausgeführt hatte. Und ebenso ist der Bericht von ihrem Tode ein Beweis ihres heroischen Muts: sie nimmt glühende Kohlen in den Mund und hält ihn so lange geschlossen, bis sie erstickt ist. Auch dies ist von Shakespeare nur eben angedeutet. Das Stück ist nicht durchwegs im Blankvers abgefaßt. In Prosa sprechen die Handwerker aus der Volksmenge, aber auch der mürrische Casca, wo er den trockenen, nüchternen Bericht über die vereitelte Königskrönung erstattet, der den Cäsar ohne alle Begeisterung schildern soll. Auffälliger ist, daß die Rede des Brutus vor dem Volk nach der Ermorderung Cäsars in Prosa abgefaßt ist. Aber auch hier wird Shakespeares Absicht klar. Der Idealist Brutus glaubt, wenn er den Bürgern ganz offen und wahr, verstandesmäßig, ohne jeden rhetorischen Aufputz ihre Sache darlege, werden sie sein Tun billigen. Und dann muß er sehen, wie auf seine nüchterne Rede die des Antonius folgt, voll stärkster rhetorischer Effekte, wie die des Advokaten auf die des Gelehrten, und wie Antonius die Masse mit sich fortreißt.
Unter Shakespeares Dramen kommt dieses vermöge seines Stoffs und Vorbilds dem klassizistischen Geschmack am meisten entgegen. Demselben Umstand ist es auch wohl zu verdanken, daß es im 18. Jahrhundert zuerst das Verständnis für Shakespeare auf dem Festland anbahnte. Das Stück hat heute einen festen Platz auf den deutschen Bühnen, ohne indessen zu den häufigst gespielten Werken Shakespeares zu zählen. Der preußische Gesandte in London, Caspar Wilhelm von Bor lieferte mit seinem "Versuch einer gebundenen Übersetzung des Trauerspiels vom Tode des Julius Cäsar; aus dem englischen Werke des Shakespeare", 1741, die erste wirkliche Übersetzung eines Shakespeareschen Stückes. Schlegels Übertragung ist 1797 im zweiten Bande seiner Shakespeare-Dramen erschienen.
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Hoffentlich reicht das!!!!