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Die never ending story - NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe

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Gast





BeitragVerfasst am: 7 Mai 2013 17:55   Titel: Antworten mit Zitat

Der martialische Klang von Heer, Sturm und Stahl


Zitat:
Kann man den drei Anwälten im Ernst vorwerfen, dass sie so heißen, wie sie heißen? Nein, das kann man nicht. Was man ihnen aber vorwerfen kann, ist mangelnder Sinn für Symbolik und das fehlende Gefühl dafür, dass sie sich instrumentalisieren lassen.

Es ist doch nicht zu übersehen: Die Namen der drei Verteidiger, Heer, Stahl, Sturm, lesen sich, als habe sie Frau Zschäpe sich ausgesucht, um zu provozieren. Sicher ist das ist nicht zu beweisen. Aber es ist auch nicht auszuschließen, was in diesem Fall schon ausreicht, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Symbolik spielt bei einem Verfahren wie diesem eine große Rolle. Rechtsradikale sind sehr geschickt darin, mit Symbolen zu spielen. Sie tun das schon längst nicht mehr mit Hakenkreuzen und SS-Runen.
...
Hohn ist, wie angedeutet, ein Gestaltungsmittel rechtsradikaler Symbolik, die immer wieder sehr geschickt zum Einsatz gebracht wird. Der größte Hohn gegen Opfer wie gegen die Ermittler spricht aus den Taten des NSU selbst.

Vor diesem Hintergrund verwundert es, wenn behauptet wird, es sei "Zufall", die Verteidiger von Beate Zschäpe hießen so, wie sie heißen. "Frau Zschäpe hat sie gewählt. Auch bei der Auswahl von Pflichtverteidigern hat der Angeklagte ein Vorschlags- und Wahlrecht. Wenn kein wichtiger Grund entgegensteht, folgt das Gericht diesem Vorschlag und bestellt sie als Pflichtverteidiger. Ein "wichtiger Grund" zur Ablehnung sind die Namen rechtlich natürlich nicht. Bestimmt sind sie gute Strafverteidiger, doch davon gibt es viele, und wenn man merkt, dass man wegen seines Nachnamens instrumentalisiert wird, trifft man selbst die Entscheidung, ob man dies zulässt oder nicht.
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Gast





BeitragVerfasst am: 10 Mai 2013 16:10   Titel: Antworten mit Zitat

Gericht weist Befangenheitsantrag im NSU-Prozess zurück

Passt zwar nicht zu 100% hier rein:
Gute Mitte, böse Nazis


Zitat:
Seit der Aufdeckung der NSU befassen sich Medien und Politik wieder verstärkt mit Neonazis. Der Rassismus der Mehrheit bleibt dabei unbeachtet, kommentiert P. Gensing.
...
Ich glaube, dass nicht Neonazis diese Ideen in die Mitte der Gesellschaft tragen. Es sind vielmehr Teile der selbst ernannten Mitte, die sich radikalisieren. Ein zunehmend entsichertes Bürgertum wirft zivilisatorische Errungenschaften leichtfertig über Bord; Hetze gegen Arme, Ausländer, Migranten und andere Minderheiten sowie gegen den Staat Israel gehören mittlerweile wieder zum guten Ton. Wer solche Auswüchse kritisiert, wird entweder zum Gutmenschen, Gegner der Meinungsfreiheit oder Kriegstreiber erklärt.
...
Dabei wäre nach den NSU-Morden eine echte Debatte über die deutsche Art der Integration nötig gewesen. Eine schonungslose Bestandsaufnahme über unsere Verhältnisse, die noch immer durch das Blutsrecht geprägt sind. Warum werden Migranten in Deutschland vor allem als potenzielle Islamisten oder Kriminelle wahrgenommen? Wie kann es sein, dass neun Menschen ermordet werden – und Ermittler und Medien verbreiten die Mär von Morden im Drogenmilieu? Warum hat es die Mehrheitsgesellschaft nicht gestört, dass Menschen zu Dönern gemacht wurden? Warum wurde den Angehörigen der NSU-Opfer über die Presse keine Stimme verliehen? Viele Fragen, kaum Antworten – zumindest nicht mehr in den großen Medien.
...
Dabei sollten gerade Journalisten und Medienhäuser genauer hinschauen. Die meisten Redaktionen in Deutschland sind weiterhin ethnisch homogen, nämlich weiß. Sie bilden nicht die Bevölkerungsstruktur in Deutschland ab – Themen wie Rassismus finden meist nur bei außergewöhnlichen Vorfällen statt, Alltagsrassismus ist absolutes Nischenthema. Fühlen sich Schwarze diskriminiert, wird dies gerne als subjektives Empfinden abgetan – genau das aber ist Rassismus: Eine Mehrheit definiert, was sie sich gegen Minderheiten herausnehmen kann.
...
Doch dass ihnen keiner zuhört, heißt nicht, dass auch ihre Ansichten verpönt wären. Wenn ein NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag Israel als Schurkenstaat bezeichnet, rümpfen die Abgeordneten der demokratischen Parteien die Nase. Wenn Günter Grass ähnliches äußert, applaudieren viele begeistert.

Wenn die NPD Wahlplakate veröffentlicht, auf denen Migranten rassistisch karikiert werden, ist die Öffentlichkeit empört. Als aber in einem bayerischen Polizeikalender Migranten als kriminelle Affen dargestellt wurden, erklärten CSU und Polizei, der Kalender sei nicht rassistisch, weil er nicht rassistisch gemeint sei. Würde die NPD im Zusammenhang mit dem Bildungssystemen in Europa von Pferderassen schwadronieren, hieße es, sie entlarve sich selbst. Einem Bestseller-Autor aber jubeln dafür Tausende auf seinen Lesungen zu.


Ich hab gestern das Buch von Semiya Simsek, Tochter eines NSU-Opfers, gelesen. Da findet sich eine Menge von dem wieder.
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Gast





BeitragVerfasst am: 10 Mai 2013 17:01   Titel: Antworten mit Zitat


SteffenRSN hat folgendes geschrieben:
Der martialische Klang von Heer, Sturm und Stahl


Zitat:
Kann man den drei Anwälten im Ernst vorwerfen, dass sie so heißen, wie sie heißen? Nein, das kann man nicht. Was man ihnen aber vorwerfen kann, ist mangelnder Sinn für Symbolik und das fehlende Gefühl dafür, dass sie sich instrumentalisieren lassen.
[...]
Vor diesem Hintergrund verwundert es, wenn behauptet wird, es sei "Zufall", die Verteidiger von Beate Zschäpe hießen so, wie sie heißen. "Frau Zschäpe hat sie gewählt. Auch bei der Auswahl von Pflichtverteidigern hat der Angeklagte ein Vorschlags- und Wahlrecht. Wenn kein wichtiger Grund entgegensteht, folgt das Gericht diesem Vorschlag und bestellt sie als Pflichtverteidiger. Ein "wichtiger Grund" zur Ablehnung sind die Namen rechtlich natürlich nicht. Bestimmt sind sie gute Strafverteidiger, doch davon gibt es viele, und wenn man merkt, dass man wegen seines Nachnamens instrumentalisiert wird, trifft man selbst die Entscheidung, ob man dies zulässt oder nicht.


Leider wird es den drei Herren relativ egal sein, ob sie sich durch ihre Nachnamen in dem Fall irgendwie instrumentalisieren lassen. Die Bühne die sich ihnen hier bietet ist einfach zu groß, um den Fall deswegen abzulehnen - so eine "Chance" bekommen sie vermutlich nie wieder! Wer ein sehr starkes Gerechtigkeitsbedürfnis/Moralempfinden hat wäre wahrscheinlich sowieso nicht Pflichtstrafverteidiger geworden...
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Gast





BeitragVerfasst am: 17 Mai 2013 14:34   Titel: Antworten mit Zitat

NSU-Prozess: Die Rollensuche der Zschäpe-Verteidiger


Zitat:
Der NSU-Prozess begann holprig, doch er ist auf einem guten Weg. Langsam zeichnen sich die Wortführer des Verfahrens ab, die vernünftigen und die weniger vernünftigen. Die Verteidiger von Beate Zschäpe haben ihre Rollen noch nicht gefunden. Eine erste Zwischenbilanz.
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Gast





BeitragVerfasst am: 15 Jun 2013 13:01   Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:
02.06.2013
Puls berichtete, man sehe schon früh im Prozess, dass im Saal ab mittags bereits Plätze leer blieben. Es scheine so, als seien Kleidung und Körpersprache der Angeklagten wichtiger für die Berichterstattung einiger Journalisten als der Inhalt der Verhandlung.


http://www.derwesten.de/staedte/hattingen/soziologe-berichtet-vom-nsu-prozess-id8019425.html

Auf solche Meldungen habe ich gewartet. Der Prozess interessiert doch nicht wirklich in dem Umfang, wie er anfangs aufgebauscht wurde. Man wollte Bilder von Zschäpe, hat ihre Provokationen bezüglich der Nachnamen der Anwälte dankbar aufgenommen und das war es eigentlich auch schon.

Von wegen der Verhandlungsraum wäre zu klein. Soll man extra kostenintensiv einen neuen, größeren Raum umbauen, nur damit die Medien die ersten paar Tage voll befriedigt werden für einen Prozess, der sich über Jahre hinschleppen wird?
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Gast





BeitragVerfasst am: 2 Jan 2014 23:20   Titel: Antworten mit Zitat

Der NSU-Prozess als Film

Der NSU-Prozess, wie ihn noch niemand gesehen hat. Die Protokolle des ersten Jahres, nachempfunden von Schauspielern in einem Film: Ein Projekt des Süddeutsche Zeitung Magazins, der Filmakademie Baden-Württemberg, der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg und der UFA Fiction.
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