So, die Pussy ist wieder raus aus`m KH, und hier der letzte Teil :
Tourenbericht Portugal, letzter Teil:
Tag sieben, Samstag, 19.06.04
Mit sehr gemischten Gefühlen krabbelte ich gegen 6:30 Uhr aus meinem Pennfozpolo und weckte nach den üblichen Reinigungsritualen meinen unförmigen Bruder Füßchen.
Mit der Partie Deutschland/Lettland stand uns zwar noch ein absolutes Highlight bevor - hofften wir zumindest - danach allerdings erwartete uns unerbittlich das Ende einer absolut geilen Reise.
Wir verabschiedeten uns also vom Pennfoz, indem wir vor den großen Felsen in der Mitte pissten, sozusagen unser Revier markierten. Klingt albern, hat sich aber seit Millionen Jahren bewährt.
Weiter ging es zum Kaffefoz zu "unserer Omma," auch von ihr verabschiedeten wir uns nach den üblichen 3 Tassen Kaffee gebührend. Nein, nicht indem wir sie anpissten, wir gaben ihr doppeltes Trinkgeld.
Station 3 der Abschiedstournee war das Rocky Point, nach weiteren 2 Kaffee und Toast Mista bedankten wir uns auch hier mit ´nem üppigen Trinkgeld. Danach gingen wir duschen und setzten uns noch 1-2 Stündchen an den Strand.
11:30, ein letzter wehmütiger Blick auf den von Füßchen Dirk unberührten Atlantik, danach machten wir uns auf zum Stadion.
Direkt an der Autobahnabfahrt war ein Parkplatz, auf dem wir mit diversen deutschen Fans ins Gespräch kamen, danach trafen wir in einem Straßencafé auf Dani "shakespeare" vom Fanprojekt, Alte-Borussen-Willi, der uns mit den Worten "ihr habt wohl den gleichen Reiseführer wie wir" begrüßte, und auf "bmg on tour" Fabian. Zu letzterem später mehr.
Mitlerweile war es 13:45 Uhr und wir hörten, daß die Stadiontore um 14:00 Uhr geöffnet würden. Wie bereits beim Hollandspiel standen wir weit vorne an der Absperrung, hatten es aber nicht besonders eilig als selbige geöffnet wurde, schließlich hatten wir für das Spiel die teuersten Karten erhalten (obwohl wir die billigsten bestellt hatten, danke DFB...) und mussten diesmal nicht einen der wenigen Plätze für unsere Zaunfahne ergattern. Auf dem Oberrang sollte genug Platz sein.
Wir schlenderten also gemütlich zum Stadion, das zwar recht klein, aber ziemlich hoch gebaut war. Für uns hieß das: Treppen steigen bis zum Kotzen, was ich beinahe wörtlich genommen hätte. Immer noch geplagt von meiner Erkältung kam ich schnaufend und mehr tot als lebendig oben an, was Füßchen Dirk mit den Worten quittierte:
"Meine Fresse, Pussy, mit Dir kann man auch keinen Krieg mehr gewinnen."
"Halt´s Maul!"
Zu einer ausführlicheren Antwort fehlte mir die Puste...
Wir hängten unsere Fahne auf und beobachteten den links unter uns liegenden Fanblock.
Mitten im Gewühl sahen wir den bereits erwähnten Fabian, der eine seiner beiden mitgebrachten "mg on tour" Zaunfahnen bereits aufgehängt hatte, wenn auch an einem denkbar schlechten Platz. Sie war eigentlich nur von unserer Position aus zu sehen.
Offensichtlich hatten andere Fahnenjunkies ihn beim Spurt ins Stadion abgehängt, so daß die besten Plätze bereits vergeben waren. Fabian stand vor einer bereits zugehängten Wand, unter der gehängten Fahne wäre wohl noch Platz für seine, aber dazu müsste er in den Innenraum.
Nach reiflicher Überlegung kam er zu folgender Lösung: er setzte sich auf die Mauer, verknotete seine Beine und Füße irgendwier im Geländer und ließ sich dann wie ´ne Bergziege akrobatisch runterhängen. Irgendwie schaffte er es tatsächlich, seine Fahne aufzuhängen, ohne die andere, bereits hängende zu überdecken. Kaum hatte er es geschafft, stellte sich ihm das nächste Problem: er hatte noch ´ne dritte Fahne, allerdings nicht seine, sondern die der Alten Borussen. Offensichtlich hatte er Willi und seinen Jungs versprochen, sich um das weit gereiste Stück zu kümmern und ihr einen würdigen Platz zu verschaffen...nur wo?
Man konnte das große Fragezeichen über Fabian´s Kopf sehen, etwas ratlos sah er sich im Stadion um und entdeckte...: UNS! Wir gingen wieder 2 Stockwerke tiefer und Fabian warf die Fahne zu uns rauf, mit der Bitte, sie oben zu platzieren. 2 andere , uns völlig unbekannte Jungs, warfen ihre Fahnen kurzerhand hinterher, so daß wir uns gleich um 3 Stück kümmern durften. Was tut man nicht alles...
Nach einer kleinen Stärkung, alkoholfreies Bier und pappiges Sandwich, nahmen wir unsere Plätze ein und warteten ungeduldig auf das Spiel.
30 Minuten bis zum Anpfiff, Waldemar Hartmann betrat den Rasen und wollte irgendjemanden interviewen. Er schmiss sich gerade in Wichtigmannposition, als der proppenvolle deutsche Fanblock anfing zu singen:
"Oooohoooo, Weißbiiiieeer, Weißbieeer Waldemaaaaaaar, oooohooo Weißbieeeer, Weißbieeer Waldemaaaaar..."
Waldemar fand das lustig.
Anfangs zumindest.
Er machte brav mehrere Verbeugungen vor "seinem" Publikum, als aber nach etwa 10 Minuten immer noch keine Ruhe einkehrte, brach er seinen Interviewversuch entnervt ab und verschwand in den Katakomben.
Über das Spiel der deutschen Mannschaft decke ich gnädig das Mäntelchen des Schweigens, was gäbe es auch von einem 0:0 in einem EM Spiel gegen Lettland zu berichten?!
Erwähnenswert ist allenfalls die Tatsache, daß wir in der Halbzeitpause wieder ein leichtes Hüngerchen verspürten und uns ein zweites Sandwich holen wollten: Es gab keins mehr! Statt Bier und Sandwich bekamen wir Wasser und Schokolade...mehr gab es nicht mehr.
20 Minuten nach Ende des Trauerspiels, bei dem vor allem Klose mich in meiner Meinung bestärkte, daß er nicht halb so gut ist wie sein Ruf, waren wir auf der Autobahn Richtung Faro.
Wir hatten vor dem Spiel den Wagen bereits vollgetankt und wollten versuchen, mit einer Tankfüllung auszukommen. Geplant war, den leer gefahrenen Wagen abzugeben und zu gucken, was passiert.
Zeit hatten wir mehr als genug, ca 11 Stunden für 570 Kilometer, also wollten wir versuchen, wenigstens die zweite Halbzeit vom Spiel Holland/Tschechien auf einer Raststätte zu sehen.
Kurz nach Spielbeginn bekamen wir ´ne SMS von unserer MOB-Omma, 1:0 für Holland.
Scheiße!
Etwa 20 Minuten später wieder ´ne SMS, 2:0.
Superscheiße!
Ich antwortete Omma, daß sie uns mit weiteren schlechten Nachrichten verschonen sollte, wir waren kurz vor ´ner Raststätte und wollten uns die Spannung erhalten.
Als wir ankamen, war gerade Halbzeit. Zeit genug für ´ne Pinkelpause.
5 sogenannte "Urinale," in Fachkreisen Pisspötte genannt in einer Reihe. Am mittleren stand ein Portugiese, Füßchen ging nach ganz links, ich nach ganz rechts.
Ich nestelte gerade noch an meinem Reißverschluß rum, als ich Füßchen sagen hörte:
"GOOOOOOTTT, BIST DU SCHÖÖÖÖÖÖN!"
Meinte er mich? Oder denPortugiesen? War mein Freund und Bruder Dirk über Nacht schwul geworden?
NEIN!
Er stand da und sprach mit, oder besser von dem, was er in der Hand hielt. Er meinte das Ding, das wenige Tage zuvor noch in ´nem Wurstglas hing...Füßchen bewunderte seinen Pimmel!
Ich pisste mir vor Lachen beinahe auf die Schuhe, Füßchen Dirk lachte mit und der Portugiese hatte es auf einmal sehr eilig... der arme Kerl verstand die Welt nicht mehr.
Wir holten uns, immer noch lachend, was zu essen und setzten uns vor den Fernseher. Es waren ca 100 Deutsche und vielleicht 30 Holländer in dem Laden, mitlerweile stand es nur noch 2:1, es war also noch alles drin.
Es war ein spannendes, abwechslungsreiches Spiel mit vielen Torraumszenen. Eine davon führte zum viel umjubelten 2:2.
Dirk und ich saßen direkt neben´nem Tisch mit 8 Holländern, was uns natürlich nicht davon abhielt, unsere Freude über das Tor und unsere Abneigung gegenüber den Käsköppen rauszuschreien.
Ein 2:2 nach 0:2 ist ja schon nicht übel, als aber die Tschechen kurz vor Schluss noch das 3:2 erzielten, war richtig Party in der Raststätte. Füßchen und ich legten ein elegantes Tänzchen auf´s Parkett, denn nach Spielende stand Tschechien als Gruppensieger fest, und wir müssten die "nur" noch besiegen, um ebenfalls ins Viertelfinale einzuziehen.
Wir grölten "ohne Holland, bleiben wir noch hier" und ergötzten uns an den leeren, ausdruckslosen Gesichtern der wie versteinert auf ihren Stühlen hockenden Holländer.
Fußball kann so geil sein!
Gut gelaunt fuhren wir weiter und kamen um etwa 0:00 Uhr in Lissabon an, wo wir die Autobahn wechseln mussten, dank chaotischer Verkehrsführung aber leider die Abfahrt verpassten. Die ganze Sache kostete uns etwa 25 Kilometer, was sich später rächen sollte...
Irgendwann fanden wir die richtige Bahn, fuhren weiter und machten etwa 100 Kilometer vor Faro einen letzten Zwischenstopp an einer Tankstelle.
Wir holten uns am Automaten einen Kaffee und beobachteten einen der beiden Mitarbeiter, der äusserst schlecht gelaunt irgendwelche Artikel sortierte, worauf er offensichtlich überhaupt keinen Bock hatte.
Er merkte, daß er beobachtet wurde, grinste uns an, wir grinsten zurück, dann kam er zu uns und schenkte uns jeweils einen Portugal-Pin.
"Obrigado."
"Merci."
Das war es also, was er sortierte, EM-Fanartikel.
Kurz darauf kam er wieder an und schenkte uns jeweils ´ne Plastiktröte.
Offensichtlich hatte er beschlossen, die ganze Scheiße lieber zu verschenken, als zu sortieren.
Als nächstes gab er mir zwei Dosen mit so ´ner Art Fingerfarbe, mit denen man sich beispielsweise seine Landesflagge ins Gesich malen konnte. Er ging zurück, überlegte ´ne Weile und drückte mir dann die ganze Tüte in die Hand. Ich war nun stolzer Besitzer von ca 50 Dosen Fingerfarbe.
Kurz darauf verließen wir die Tankstelle und ich fragte Dirk:
"Wie sieht´s aus, Dicker, sollen wir nicht doch besser nochmal für ´nen Zehner tanken?"
"Auf keinen Fall, dat passt!"
"Wir werden sehen."
"Mach Dir nich ins Hemd, Pussy."
Etwa 50 Kilometer vor Faro kamen wir wieder an einer Tankstelle vorbei, kurz vorher leuchtete die Reservelampe auf, was mich ziemlich nervös machte, Füßchen jedoch völlig kalt ließ.
Wir waren insgesamt rund 40 Kilometer mit Reserve unterwegs, als endlich ein Schild kam: Faro, 28 Kilometer. Bis dahin hatten wir die restliche strecke immer nur geschätzt, weil Faro nicht ausgeschildert war. Nun hatten wir Gewissheit.
Gewissheit, daß wir den Flughafen nie im Leben erreichen würden, ohne vorher zu tanken. Mir reichte es.
"Pass mal auf, du hässliches dickes Schwein, nächste Abfahrt fährst Du gefälligst runter und suchst ´ne Tankstelle!"
Statt mich ähnlich anzupöbeln, antwortete Dirk:
"Ich hasse es das zuzugeben, aber Du hast wohl Recht."
"Ich weiß. Ich hab immer Recht! Is´n Geburtesfehler bei mir."
Wir fuhren die nächste Abfahrt runter und waren auf einer Landstraße im Nirgendwo.
Mit Tempo 50 zuckelten wir die Landstraße entlang, immerhin befanden wir uns weiter auf dem Weg in Richtung Faro, wenn man den Schildern vertrauen darf.
Ein paar hundert Meter weiter sahen wir Licht, sollte das etwa eine Tankstelle sein?
Sollte es nicht!
Es war nur irgendne beleuchtete Fabrikhalle, mit ihr begann ein Gewerbegebiet. Nach weiteren 5 Kilometern sahen wir folgendes Schild: Shell, 500 m.
"Jawoll, dat schaffen wir!!"
Wir schafften es tatsächlich, allerdings war die Tankstelle geschlossen.
Es war 4 Uhr, unser Flieger ging um 8, noch war also Zeit genug. Ich sah nach, ob an der Tür die Öffnungszeiten standen...natürlich nicht.
Ich ging zurück zum Wagen, plötzlich sah ich links neben der Zapfsäule einen Automaten mit aufgedrucktem Kreditkartenlogo.
Wir waren gerettet, Dirk hatte seine Karte dabei und wollte für sagenhafte 5 Euro tanken.
"Nix da, Du tankst gefälligst für 10 Euro! Wenn wir uns hier nochmal verfahren..."
Das Unglaubliche geschah, Dirk hörte auf mich und tankte für ´nen Zehner.
Etwa ´ne halbe Stunde später waren wir am Flughafen und gaben schweren Herzens mein rollendes Schlafzimmer ab.
Nach den Formalitäten am Mietwagenschalter legten wir uns ´ne Stunde auf ´ne Bank, danach tranken wir den teuersten Kaffee, den man in Portugal kriegen kann: 2,80 für ´nen winziges Tässchen. Scheiß Flughafenmafia!
Kurz vor dem Check in beschloss ich, noch kurz aufs Klo zu gehen. 3 Scheißhäuser, alle besetzt. Ich wartete 2 oder 3 Minuten, dann hörte ich ´ne Spülung, kurz darauf öffnete sich die mittlere Tür und ein älterer Mann kam raus. Portugiese, sah zumindest so aus.
Ich ging in die Kabine, das Klo war bis zum Rand vollgeschissen.
in nahezu fehlkerfreiem portugiesisch brüllte ich hinter dem Kerl her:
"Ey Du Schweinos, wie wär´s nächstes Mal mit Bürstos benutzos?"
"Jaja, schon gut."
Der vermeintliche Porutgiese war also ein Deutscher. Lektion gelernt, würde ich sagen!
Das war es dann, keine 2 Stunden später hob der Flieger ab, als Dirk und Michael kamen wir eine Woche zuvor an, als Füßchen und Pussy verließen wir Portugal.
Alles in allem eine Reise, die keiner von uns beiden jemals vergessen wird.
In 4 Jahren sind wir wieder dabei, in Österreich und der Schweiz. hoffentlich finden wir irgendwo ´nen Pennfoz.
Ende.
Foen