Die Sterne lügen nicht
ARMINIA: An seinem Glückstag rettet Borges einen Punkt gegen den HSV
VON PETER BURKAMP
Bielefeld. Als Marcio Borges am Samstagmorgen im Trainingsquartier der Arminen in die Zeitung blickte, konnte nichts mehr schiefgehen. Im Horoskop für Steinbock – Borges wurde am 20. Januar 34 Jahre alt – stand schwarz auf weiß: Heute ist ihr Glückstag. Dass er mit dem 1:1 in der 89. Spielminute gegen den HSV das viele Bielefelder erlösende Tor schießen würde, hatte Borges beim Frühstück nicht zu träumen gewagt. „Ich habe nur irgendwie gewusst, dass ich ins Spiel komme“, meinte der Brasilianer grinsend.
So wie Borges nach seinem zweiten Bundesligatreffer wurde zuletzt selten ein Spieler von seinen Kollegen geherzt. „Hier kommt die Glatze des Tages“, flachste Bernd Korzynietz, als der Torschütze den für ihn eher ungewohnten Weg zu den Journalisten einschlug und nicht mehr aufhörte zu lächeln. Borges war einfach glücklich.
Noch am Freitag hatte es danach nicht ausgesehen. Während des Abschlusstrainings wähnte Borges seinen Platz schon auf der Tribüne, ehe Verteidigerkollege Petr Gabriel aus dem Kader gestrichen wurde. Borges’ Glück, gleichbedeutend mit dem Pech des verletzten Radim Kucera (Bänderriss im Ellenbogen, fällt gegen Stuttgart aus), nahm dann ab der 24. Minute seinen Lauf.
Trotz einiger Bedenken („Ich war mir nicht sicher, ob es nicht zu früh für Marcio war“, von Heesen) gab der Arminen-Trainer dem Routinier den Vorzug vor dem jungen Markus Bollmann. Borges fand ohne Probleme ins Spiel, nach dem Seitenwechsel schien er jedoch die Bedenken seines Trainers bestätigen zu wollen. Einige haarsträubende Abspielfehler stellten Arminias Defensivabteilung vor größere Probleme. Aber es war ja Borges’ Glückstag. Und an so einem Tag kommt es auch mal vor, dass ein Abwehrspieler sich bei einer Standardsituation völlig mutterseelenallein in des gegnerischen Strafraum schleichen und den Ball per Kopf ins Tor befördern kann.
Als Marcio Borges noch einmal die Entstehung seines zweiten Bundesligators schildern sollte – zuletzt traf er beim 3:0 über Berlin in der vergangenen Saison –, konnte der Verteidiger sich ein wenig Schadenfreude über seinen Gegenspieler nicht verkneifen. „Da hat Sanogo wohl geschlafen“, meinte Borges immer noch grinsend.
Nachdem er in der Hinserie nur auf drei Einsätze in der ersten Liga verweisen kann, hofft Borges nun, den Durchbruch zu schaffen. „Ich bin wieder hundertprozentig fit. Die Geschichte mit dem Knie ist in Ordnung“, sagt der Brasilianer. Er arbeite hart im Training und hoffe auf seine Chance. „Mir fehlt lediglich noch etwas Spielpraxis“, meint Borges. Ob er die bereits am Dienstag im Auswärtsspiel in Stuttgart bekommt, ließ sein Trainer nach dem 1:1 gegen den HSV offen. „Borges oder Bollmann“, lauten die Alternativen für von Heesen, da Radim Kucera ausfällt und Petr Gabriel noch nicht so weit ist.
Angesichts dieser 50:50-Chance ist Marcio Borges natürlich besonders gespannt auf sein Dienstags-Horoskop.
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