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Nachwuchsarbeit in Deutschland

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Gast





BeitragVerfasst am: 3 Apr 2015 12:49   Titel: Antworten mit Zitat


shirb hat folgendes geschrieben:
Welche interessanten Jugendspieler hat Hoffenheim denn schon hervorgebracht, auf die das Attribut 'im A-Jugend-Alter aufgekauft und dann den Feinschliff verpasst' nicht zutrifft?

Süle, von mir aus auch noch Selke, und dann? Vielleicht übersehe ich ja wen.


Ich finde da auch nur den "ersten Jahrgang" der Hoffenheimer Nachwuchsausbildung.
Damals kam der komplette 91er Jahrgang von Neckerau (die hatten da mal eine starke Combo zusammen) in der B-Jugend zu Hoffenheim.
Wurden dann auch deutscher B-Jugendmeister.
Darunter auch Manuel Gulde (aktuell KSC, vorher Paderborn und Hoffenheims Profis) und vielleicht 1-2 andere. Hab das so genau jetzt nicht vor Augen, ist ja auch nicht mehr ganz so aktuell.
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Gast





BeitragVerfasst am: 3 Apr 2015 14:15   Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich machen Hoffenheim und auch RB Leipzig eine zumindest theoretisch ungleich bessere Jugendarbeit als viele andere Bundesligisten. Die Möglichkeiten dort sind ja auch ganz andere als bei anderen Vereinen, die unter Umständen hoch verschuldet sind. Die Ausgabenseite ist halt eher zu vernachlässigen.

Man hat dort in den letzen Jahren ohne große wirtschaftliche Zwänge Jugendabteilungen am Reißbrett mit den nötigen Experten entwerfen können.
Es wäre ja abenteuerlich, wenn da im Endeffekt nur zwei Ascheplätze bei rumgekommen wären.

Zu diesem Modell gehört natürlich auch, Talente entsprechend aggressiv abzuwerben. Die Perspektiven für Jugendspieler sind dort gegeben und mehr zu verdienen gibt es dort ja schließlich auch.
Und im Endeffekt macht es sich für Hoffenheim und RB Imagemäßig auch unheimlich gut, in der Öffentlichkeit mit guter Jugendarbeit zu punkten. Schnell wird man dann mit positiven Attributen in der Sportschau verknüpft. Ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Halbserie von Hoffenheim in der ersten Liga. Frecher, offensiver und junger Fussball, mit denen man die Etablierten Vereine geärgert hat. Sogar in Formaten wie dem Sat1-Frühstücksfernsehen war man voll des Lobes.
Vielleicht ist das ja auch der einzige Weg für solche Vereine, überhaupt akzeptiert zu werden. Wenn RB oder Hoffenheim mit lauter 30 jährigen Söldnern aus Osteuropa Meister werden würde, hielte sich die Begeisterung und die Akzeptanz doch vermutlich noch mehr in Grenzen.

Und wenn das Projekt kurzfristig schief geht und man tatsächlich absteigt, ist das auch nur ein kleiner Rückschlag. Dann investiert man halt und steigt wieder auf. Das ganze ist ein Modell, was sich viele andere Vereine schlicht nicht leisten können. Da kann ein Abstieg lebensbedrohlich werden.
Die gucken dann (grade im Osten) in die Röhre, wenn RB sich wieder mal ihren besten B-Jugendlichen schnappt.
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Alo Atog
Moderator
Moderator 

Anmeldungsdatum: 08.02.2006
Beiträge: 19378
BeitragVerfasst am: 3 Apr 2015 16:06   Titel: Antworten mit Zitat


sucinum hat folgendes geschrieben:

Alo Atog hat folgendes geschrieben:
Ganz so leicht kannst du es dir auch nicht machen

Es gibt einfach zu viele Indikatoren an denen man eine gute Jugendarbeit erkennen kann. Aber das würde hier zu weit führen...


Ich finde die Jugendnationalmannschaften schon recht repräsentativ für ein aktuelles Bild.

Wo aktuell die beste Ausbildung betrieben wird, kann man ganz sicher nicht ermitteln. Aber das kann man objektiv eh nicht beurteilen.

Leicht gemacht habe ich es mir aber sicher nicht, das hat shirb.

Man könnte natürlich bei allen Spielern, am besten europaweit, die Herkunft ermitteln bzw. wie lange sie in welchem Jugendverein gespielt haben. Oder man fängt bei den Nationalmannschaften oder CL-Teilnehmern oder so an. Die Daten gibt es ja alle, man muss sie nur aus dem Football Manager holen.
Das wird natürlich der aktuellen Jugendarbeit nicht gerecht, aber man wird rauslesen können, was Stuttgart und Schalke in der Vergangenheit schon geleistet haben und andere Vereine wie Werder oder Hamburg eben nicht.



Wie die Arbeit von heute ist, wird man erst in 5-10 Jahren beurteilen können. Für solche Analysen gibt es aber durchaus schon Auswertungen. Hierfür hat die FIFA ein eigenes Statistikunternehmen für Sport gegründet, dass CIES in der Schweiz. Dort gibt es auch regelmäsig Statistiken zur besten Nachwuchsarbeit:

http://www.football-observatory.com/IMG/pdf/wp86_eng.pdf

Hier hast du eine Übersicht wie viele Spieler aus den fünf großen Ligen den Spring von den Nachwuchsteams den Sprung in eine der Top-5 Ligen schaffen. Um in die Liste aufgenommen zu werden, muss ein Spieler im Alter von 15 bis 21 mindestens 3 Jahre im Verein ausgebildet wurden sein. Hierbei würde dann natürlich auch gelten, wenn man einen Spieler in der U19 verpflichtet und dann zum Profi macht.
Wie du hier siehst, waren die Bayern der produktivste Verein bei der letzten Studie zum Thema mit 20 Nachwuchsspielern in den fünf großen Ligen. Die meisten eigenen Spieler hat demnach Schalke mit aktuell 9 Spielern im eigenen Kader.

Aber auch das ist nur ein Ansatz und natürlich auch nur ein Ansatz der alle Profis mit einschließt, auch die Xavis und Iniestas beim FC Barcelona und sagt natürlich nichts über die aktuellen Talente aus die im Verein spielen, zeigt aber sehr gut, wie erfolgreich Teams langfristig arbeiten.


Zu deinem Ansatz der Jugendnationalteams. Hier gibt es nunmal auch immer wieder Lücken. Klar, es wird inzwischen mehr gescoutet, als noch vor 10 oder 20 Jahren. Dennoch werden nicht immer alle Spieler entdeckt und über eine langen Zeitraum beobachtet, sodass es durchaus ein Spieler auch ohne Nominierung in ein Jugendnationalteams am Ende weit bringen kann. Wenn du dir zudem die Nationalteams anschaust, dann wirst du sehen, dass es zum einen nur selten viele Spieler aus einem Verein gibt (meistens maximal 3-4) und dass es in den Teams, zumindest bis zur U19 eine hohe Fluktuation gibt. Bei der deutschen U17 sind aktuell 64 Spieler mindestens ein Mal nominiert wurden. Das liegt daran, dass es zwischen dem DFB und den Vereinen eine Absprache gibt, dass die Spieler möglichst nicht immer nominiert werden, dass sie ja auch noch zur Schule gehen müssen und durch die Vereine eh schon einen engen Terminplan haben, z.B. auch UEFA Youth League bei den CL-Teilnehmern. So wurden meine ich die U17 Spieler, die bei der Junioren-WM 2011 in Mexiko dabei waren, anschließend ein halbes Jahr lang bewusst nicht nominiert.
Genau aus solchen Gründen finde ich den Ansatz über die Nationalmannschaft eben auch nicht gut gewählt.


Auch ist der Ansatz über die Meisterschaften im Nachwuchsbereich nicht zwingend Aussagekräftig. Hier würde ich z.B. den FC Arsenal anführen. Bei Wenger trainieren die richtig starken Jugendspieler schon ab 16 bei den Profis mit und werden dann auch schon bei den Profis eingesetzt bzw in der U21-Nachwuchsliga. Wenn ein Talent einmal diesen Sprung geschafft hat, dann wird er in der Regel nicht mehr für die U19 oder U17 eingesetzt. Daher fehlen diesen Teams dann immer die besten Spieler, sodass diese Mannschaften in den Meisterschaftsrunden eher schwach abschließen. Ähnlich ist es ja durchaus bei dem ein oder anderen Bundesligisten. Einige lassen ihre Spieler lange in der U19, andere ziehen die Spieler eher früh hoch, sodass die U19 dann nicht mehr ganz so stark ist.
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Gast





BeitragVerfasst am: 3 Apr 2015 18:41   Titel: Antworten mit Zitat

1) Zu den Nachwuchsteams:

Die Position der U19 in der Meisterschaft spielt wirklich kaum eine Rolle, wenn man die Nachwuchsarbeit seriös beurteilen will.

Die besten Spieler der A-Jugend (U19 und U18) sind bei den guten Vereinen fast immer schon in der U23 oder gar den Profis.
Egal, ob Stuttgart, BVb, Hertha oder HSV.

Für Vereine, wie Bochum oder Duisburg hat eine gute A-Jugendplazierung dagegen manchmal mehr Wert. gerade, wenn es gegen den Abstieg oder um eine Plazierung geht, die berechtigt an um die DM mitzuspielen.
(Bochum zB hatte da mal vor einigen Jahren eine A-jugend, die im Westen um das DM-Halbfinale mitgespielt hat.)

Dies betrifft vor allem auch Spieler, die in die U23 hochgezogen werden, die man also nicht so kennt, wenn man sich mit dem Verein nicht so genau auskennt. Das Fehlen deser Spieler senkt aber (vor allem in der Summe) dann doch das Niveau der A-Jugend teils erheblich.

Spieler, die schon ins Profiteam rücken, werden von allen Vereinen dann auch dahin hochgezogen und spielen nicht mehr A-Jugend.


Darüber hinaus gilt das auch ein Stück weit für die U17-Mannschaft.
Bei einigen Vereinen werden die besten U17-Spieler auch schon in die U19 hochgezogen und fehlen dann der B-Jugend.
Das machen aber weniger Vereine, deshalb hat die B-Jugendmeisterschaft mehr Aussagekraft über die Stärke der Mannschaften.




2) Zu den Jugendnationalmannschaften:

In diesem Feld die aktuellen Aufgebote heran zu ziehen, ist auch nur bedingt sinnvoll.

Erstens berücksichtigt das nicht, eventuell verletzte Spieler oder Spieler, die aus anderen Gründen verhindert sind.

Zweitens werden in den U-Nationalmannschaften auch nicht immer nur die besten Spieler nominiert. Dazu gibt es mittlerweile zu viele Termine.
Gerade in der U16 und U18 wird viel herumexperimentiert und auch Spieler der zweiten Reihe getestet.
Es gibt kein großes Turnier (EM oder WM), aber sehr viele Länderspiele.

Für die letzten Länderspiele der U16 im März gegen Italien wurden zB genau diese Spieler der zweiten Reihe nominiert und nur ein paar wenige der besten.
Das verschiebt das Bild dann schon entscheidend, wenn 16 der besten 20 Spieler unberücksichtigt bleiben.



3) Ich für mich finde es schon entscheidend, wann und von welchem Verein die Spieler zu dem Bundesligisten gewechselt sind.
Nahezu kein Spieler fängt ja direkt beim Bundesligisten an. Geht ja fast auch gar nicht, da die meisten Bundesligisten frühestens mit der U9 anfangen.

Ich finde es aber schon einen Unterschied, ob man die Spieler von den Vereinen der Region einsammelt, oder ob man gestandene jugendnationalspieler eines anderen Bundesligisten abwirbt.
Und dabei meine ich nicht einmal, wenn zB. Schalke Spieler von Duisburg oder Essen holt, die sind nunmal nur noch Zulieferer, deren beste Jugendspieler gehen eigentlich immer irgendwann zu einem der großen Bundesligisten (plus maximal 3-4 Zweitligisten, die in Nachwuchsbereich zu den großen gehören.)

Wenn Bayern oder Hoffenheim, aber in der U17 bei Stuttgart oder Frankfurt einkaufen, dann ist das für mich kein echtes Eigengewächs, das die Nachwuchsarbeit des Vereins nach oben stufen sollte.
Das ist dann finanzielle Power und Ruf des Profiteams.
(zB Kroos, den wollte jeder Bundesligist. Wirklich jeder kannte den schon seit Jahren. Aber ca. 4 Mio, wie es die Bayern tatan, konnten andere Vereine nicht an Ablöse bezahlen. - ca. 2,5 Mio Ablöse, plus 0,5 fürs erste Bundesligaspiel, plus 0,5 fürs erste Länderspiel. Und dabei ist das Gehalt des damaligen "Jugendspielers Kroos nicht berücksichtigt. Ich bin mir sehr sicher, dass Kroos auf jeden Fall fünfstellig im Monat bekommen hat in seinem ersten Bayernvertrag als Jugendspieler.)
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Gast





BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 00:18   Titel: Antworten mit Zitat

Das Zusammenkaufen der Jugendlichen gehört irgendwie zur Jugendarbeit dazu, ich würde das nicht auf bestimmte Vereine schieben. Schon ab der E-Jugend wird je nachdem der Landkreis gescoutet, da kann man die Spieler noch nicht ins Internat holen, aber täglich mit dem Bus abholen. Oder man holt die Eltern einfach mit zum Verein.
Aber das ist nicht nur eine Frage des Geldes, spätestens, wenn Berater im Spiel sind, dann wird auch ein Auge auf die Trainingsbedingungen geworfen. Wenn man nur "zwei Ascheplätze" hat, dann hilft auch das dickste Scheckbuch nicht.

Das die Jugendnationalmannschaften nicht vollständig repräsentativ sind, verstehe ich schon - andererseits betrifft jede Einschränkung alle Vereine gleichermaßen. Deshalb wird die willkürliche Stichprobe schon nicht vollkommen daneben sein (falls nicht ein bestimmter Verein oder ein Bundesland irgendeinen Stop hatten gerade).

Wobei die quantitative Bewertung eh ihre Schwächen hat, da die regionalen Unterschiede ja sehr groß sind.


Alo Atog hat folgendes geschrieben:
Wie die Arbeit von heute ist, wird man erst in 5-10 Jahren beurteilen können. Für solche Analysen gibt es aber durchaus schon Auswertungen. Hierfür hat die FIFA ein eigenes Statistikunternehmen für Sport gegründet, dass CIES in der Schweiz. Dort gibt es auch regelmäsig Statistiken zur besten Nachwuchsarbeit:

http://www.football-observatory.com/IMG/pdf/wp86_eng.pdf


Lustig, dass im FM fast die selben Zahlen stehen.
Wobei ich Herkunftsverein eigentlich bisschen schwach finde als Kriterium, aufgrund der vielen Wechsel lässt sich das ja kaum festmachen. Wirklich interessant wären die kumulierten Ausbildungsjahre ab einem bestimmten Alter. Dann würde Bremen 1 Punkt für Selke bekommen und Hoffenheim 3.


kilino hat folgendes geschrieben:
Dann investiert man halt und steigt wieder auf. Das ganze ist ein Modell, was sich viele andere Vereine schlicht nicht leisten können. Da kann ein Abstieg lebensbedrohlich werden.


Den Rest von deinem Beitrag kann ich voll unterschreiben - natürlich haben die Retorten andere Risiken, können das in Ruhe und quasi finanzunabhängig planen und machen das letztendlich auch für das Image. Ich finde das nur nicht so schlimm - am Ende gewinnt ja jeder.
Aber trotzdem werden abseits der Retorten verschieden erfolgreiche Ansätze verfolgt:
Der HSV hat eine Fananleihe speziell für ein Jugendleistungszentrum aufgenommen, trotzdem reissen die nichts und kaufen komische Spieler, statt die Jugend hochzuziehen. Der beste Jugendspieler Öztunali ist abgehauen. Dafür haben sie den Jugenddirektor von Hoffenheim abgeworden, vielleicht wird es ja doch noch was.
Der VfB hingegen hat sogar mitten im Abstiegskampf eigenes Geld in die Jugend investiert, nebenbei Kimmich abgecasht und hat einige Jugendspieler in der ersten Mannschaft. Es ist auch kein Zufall, dass die den ehemaligen Jugendkoordinator Dutt als Sportdirektor verpflichtet haben.

Das sind riesige Unterschiede, obwohl die Vereine von den theoretischen Vorraussetzungen wie Finanzen, Strahlkraft und Einzugsgebiet recht gut vergleichbar sind.

Andere kleine Vereine wie Freiburg oder Mainz fokussieren sich nicht nur auf die Jugendarbeit, sondern nutzen das gezielt als Strategie, um sich als Ausbildungsverein über Verkäufe zu finanzieren (das ist übrigens auch das Konzept, das Hopp für Hoffenheim geplant hat). Wenn das geht, frage ich mich, warum umgekehrt andere Vereine kein Geld für ordentliche Jugendarbeit haben sollen. Vor allem ist das ja nicht nur eine Geldfrage, das Personal und das Konzept spielen auch eine wichtige Rolle.
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Gast





BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 01:17   Titel: Antworten mit Zitat

Mag ja alles so sein, aber:

Wenn die Spieler unter 15 quasi nichts kosten, warum machen es dann die anderen Teams nicht auch so?!
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Gast





BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 08:53   Titel: Antworten mit Zitat


*Sancho* hat folgendes geschrieben:
Mag ja alles so sein, aber:

Wenn die Spieler unter 15 quasi nichts kosten, warum machen es dann die anderen Teams nicht auch so?!


Bin unterwegs, deshalb erstmal kurz:

Nahezu alle Vereine versuchen Jugendspieler mittlerweile im Alter von 13-15 Jahren zu verpflichten, also bevor sie teuer werden.
Gerade Jugendspieler, die noch nicht bei einem der Top20 Vereine spielen, sondern in Regensburg, St.Pauli, Dresden, TeBe oä kicken.

Ein gutes Beispiel ist ein IV von Stuttgarter Kickers, 97er Jahrgang ( habe gerade seinen Namen nicht parat).
Mittlerweile ist der bei Bayern, aber der U15 der Kickers sind monatelang Scharen von Scouts zu den Spielen und Turnieren hinterhergezogen, aus ganz Europa.

Aber es gibt zwischen den Vereinen trotzdem Unterschiede.

a) Einige Vereine holen eigentlich nicht von den Top20 der anderen Bundesligisten, zB Hertha.
b) Wieder andere Vereine holen zwar auch gezielt die Topspieler von anderen Top20 Vereinen, aber in Maßen, also nur die absoluten Toptalente, sind dafür aber auch bereit richtig Geld auszugeben. Müssen sie auch. ZbBayern
C) Und dann gibt es Vereine die auch in der Quantität ordentlich Jugendspieler im Alterbereich U14-U17 holen. Sowohl aus Bereich a und b. Wolfsburg und Hoffenheim sind gute Beispiele, mittlerweile wohl auch Leipzig.

Aber das kostet eben auch Geld und Resourcen, auch wenn nur eine Ausbildungsentschadigung als Ablöse zu zahlen ist.
Solche Spieler müssen alle ins Internat, bekommen ein paar Euros im Monat, dazu freie Bahnfahrt oder Flüge nach Hause, etc.

Manche Vereine haben nur 12-18 Internatsplätze ( für alle von U13-U23), eben für wenige ausgesuchte Spieler und Decken Quantität über ihr Einzugsgebiet ab.

Wolfsburg oder Hoffenheim, auch Barcelona zB, holen hingegen sehr viele Jugendspieler und bestücken alle Nachwuchsmannschaften auch quantitativ reichhaltig mit Internatsspielern.
Sie haben die finanziellen Möglichkeiten noch mehr über Try and Error zu gehen.
Außerdem behaupte ich mal, ist es diesen Vereinen auch besonders wichtig gute Ergebnisse mit den Jugendteams zu holen, um das Image Nachwuchsausbildung über Jugendmeisterschaften zu verstärken.
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Gast





BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 10:03   Titel: Antworten mit Zitat


sucinum hat folgendes geschrieben:


Das die Jugendnationalmannschaften nicht vollständig repräsentativ sind, verstehe ich schon - andererseits betrifft jede Einschränkung alle Vereine gleichermaßen. Deshalb wird die willkürliche Stichprobe schon nicht vollkommen daneben sein (falls nicht ein bestimmter Verein oder ein Bundesland irgendeinen Stop hatten gerade).

Wobei die quantitative Bewertung eh ihre Schwächen hat, da die regionalen Unterschiede ja sehr groß sind.


Also bei der U16 weiß ich zB, dass der BVB und gerade Hertha einige Jugendnationalspieler haben.
Hattest du also die besten 18 Mann und nicht die zweiten 18 zum Abgleich genommen, dann hätte sich deren Anzahl wohl um 2,3 oder gar vier Namen erhöht, so sie denn nicht verletzt/verhindert sind.

Auch kenne ich einen Spieler, der in U15 und U16 Stammspieler in der N11 war, im Verein stets hochgezogen wurde, also früh in die U23 kam und als U16 Spieler Stamm-IV in der U17 war, die deutscher Meister wurde.
Aber er ist kein "einfacher" Mensch und wurde ein paar Jahre nicht mehr für die U-Teams nominiert, weil er sich einmal in der U16 etwas geleistet hat.
Leistungsmäßig gehörte der immer in die Nationalmannschaften.
Solche Fälle gibt es eventuell auch einige mehr.

Jahrelang war Engel der Trainer der U15 Nationalmannschaft. Er kommt aus dem Osten und war selbst vor allem für das Scouting im NOFV Bereich zustandig.
Das bei ihm vermehrt auch NOFV Spieler mal eine Nominierung bekamen, mag nicht zufällig sein, da er diese Spieler öfter und besser sehen konnte. Nicht nur bei Lehrgängen oder Sichtungsturnieren der Landesauswahlteams.
Andere Jugendnationaltrainer sind in anderen Gebieten Zuhause bzw. für das Jugendscouting in anderen Regionen zuständig. Wahrscheinlich hat das auch Einfluss auf deren Nominierungen.
Ich meine dabei, die Kaderplätze 16-20.

Umgekehrt werden Spieler, die neben der deutschen Staatsangehörigkeit auch eine andere haben scheinbar schneller mal für die Jugendnationalteams berufen.
Mittlerweile können diese sich zwar auch noch spät anders entscheiden, aber da will man wohl zunächst mal eine Bindung an den DFB herstellen und nicht durch Nichtnominierung dieses Spielers frühzeitig die Tür zuschlagen.

Unter dem Strich will ich nur aufzeigen, dass man die Jugendnationalspieleranzahl nicht zu viel Bedeutung beimessen sollte.


Wenngleich Hertha, Stuttgart, der BVB oder Schalke immer eine gewisse Anzahl haben, seit vielen Jahren.
Fast dann zumindest ein Indiz ist, dass dort auch ein paar Talente mitkicken.
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Alo Atog
Moderator
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Anmeldungsdatum: 08.02.2006
Beiträge: 19378
BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 11:31   Titel: Antworten mit Zitat


sucinum hat folgendes geschrieben:

Alo Atog hat folgendes geschrieben:
Wie die Arbeit von heute ist, wird man erst in 5-10 Jahren beurteilen können. Für solche Analysen gibt es aber durchaus schon Auswertungen. Hierfür hat die FIFA ein eigenes Statistikunternehmen für Sport gegründet, dass CIES in der Schweiz. Dort gibt es auch regelmäsig Statistiken zur besten Nachwuchsarbeit:

http://www.football-observatory.com/IMG/pdf/wp86_eng.pdf


Lustig, dass im FM fast die selben Zahlen stehen.


Naja, die Jungs sind ja nicht auf den Kopf gefallen und die Zahlen werden jedes Jahr neu veröffentlicht. Da wären sie ja schön blöd sie nicht zu nutzen


sucinum hat folgendes geschrieben:
Wobei ich Herkunftsverein eigentlich bisschen schwach finde als Kriterium, aufgrund der vielen Wechsel lässt sich das ja kaum festmachen. Wirklich interessant wären die kumulierten Ausbildungsjahre ab einem bestimmten Alter. Dann würde Bremen 1 Punkt für Selke bekommen und Hoffenheim 3.


Habe ja selber geschrieben, dass der Ansatz ebenfalls nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Z.B. wurden da ja bei Man Utd Jahre lang "Altlasten" wie Giggs, Neville und Scholes "durchgeschleppt", obwohl sie ja nichts mehr über die Jugendarbeit der letzten Jahre ausgesagt haben. Auch kann man gerne diskutieren, ob es eine bessere Jugendarbeit ist, wenn jedes Jahr 8 Spieler den Sprung in die 2. Liga schaffen oder jedes Jahr ein Talent wie Müller den Sprung mehr oder weniger sofort zum Leistungsträger in der A-Nationalelf.

Natürlich wird es bei jedem Verein die Motivation geben, dass möglichst viele Spieler den Sprung schaffen, denn nur so rechnen sich die Investitionen langfristig. Aber so einfach ist es einfach nicht.
Die Bayern stellen im Süden, wenn nicht sogar in ganz Deutschland eine Ausnahmestellung ein. Wenn die einen Jugendspieler haben wollen, dann bekommen sie ihn auch in ihr Internat! Klar, 1860 und Fürth haben auch gute NLZs, sowie in BW Stuttgart, Freiburg und inzwischen Hoffenheim, doch wenn die Bayern bei einem Spieler ernst machen, dann bekommen sie ihn eben auch.
Ähnlich ist es im Norden und Osten mit Wolfsburg, was auch an ihrer zentralen Lage liegt. Wenn ein Spieler in der Nord-Ost-Staffel auffällig ist, dann wird er sehr oft ins NLZ der Wölfe gelockt, besonders da dort nur sehr wenige Bundesligisten vertreten sind. In der Nord-Ost-Staffel spielen aktuell 5 Bundesligateams mit ihrer U19, im Westen ebenfalls 5 und im Süden 7 Teams. Nur Paderborn hat seine U19 nicht in der Bundesliga.
Und das liegt einfach auch an der hohen Dichte im Westen, denn die West-Staffel besteht ja nur aus NRW-Clubs. Und hier hat man mit Dortmund, Schalke und Leverkusen eigentlich drei Vereine, die seit Jahren gute Nachwuchsarbeit haben (besonders bei Schalke und Dortmund schafften zuletzt viele den Sprung) und in der Bundesliga immer weit vorne mitspielen. Da kommen inzwischen auch die Gladbacher wieder dazu und die Kölner haben auch immer eine sehr gute Jugendarbeit. Traditionelle Ausbildungsvereine wie Fortuna Köln, RW Essen oder Wattenscheid sind inzwischen fast völlig von der Bildfläche verschwunden, wie z.B. in Berlin auch Hertha Zehlendorf, weil sie gegen das große Geld einfach nicht mehr mithalten können.
Und diese vielen Top-Vereine auf engem Raum sorgen einfach dafür, dass man es viel schwerer hat, Talente für sich zu werben. Die Entfernung zwischen den einzelnen Vereinen ist so eng, wie es die Bayern oder Berliner zum nächsten Bundesligisten haben.

Und dann brauchst du eben auch noch eine enorme Portion Glück! Denn ob aus einem Jugendtalent am Ende der neue Messi, Götze oder Draxler wird, hat auch viel mit Glück zu tun. Wird ein Spieler das erste Mal zu den Profis eingeladen, dann musst du das Glück haben, dass du nicht zwingend einen Leistungsträger vor der Nase hast, der sich nie verletzt und wenn du dann einmal deine Chance bekommst, dass du eben auch einen perfekten Tag erwischst, sonnst ist man schnell weg vom Fenster. Und dann kann man noch so viele gute Leistungen im Nachwuchsbereich gehabt haben, wenn du den Sprung physisch und psychisch nicht schaffst, dann zählt das alles nichts mehr und du kannst in der Oberliga irgendwo deine Urlaubskasse auffüllen.
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BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 12:16   Titel: Antworten mit Zitat


Alo Atog hat folgendes geschrieben:

Die Bayern stellen im Süden, wenn nicht sogar in ganz Deutschland eine Ausnahmestellung ein. Wenn die einen Jugendspieler haben wollen, dann bekommen sie ihn auch in ihr Internat! Klar, 1860 und Fürth haben auch gute NLZs, sowie in BW Stuttgart, Freiburg und inzwischen Hoffenheim, doch wenn die Bayern bei einem Spieler ernst machen, dann bekommen sie ihn eben auch.



Zu Bayern vielleicht noch etwas interessantes.
Mal abgesehen davon, dass die Bayern die absoluten Toptalente auch von anderen Topbundesligisten wegholen, zB Emre Can in der U17 von Frankfurt, holen die Bayern Spieler um Spieler von 1860.
Vor 2 oder 3 Jahren habe ich das mal nachgerechnet - und ochs kannte wohl gar nicht alle Wechsel - und da waren es von U9-U23 24 Spieler bei Bayern, die vorher bei 1860 gekickt haben.
Dass 1860 dennoch regelmäßig Spieler aus der eigenen Jugend ins Profitum bringt, ist unter diesen "Bedingungen" noch höher zu bewerten.

Alo Atog hat folgendes geschrieben:

Und das liegt einfach auch an der hohen Dichte im Westen, denn die West-Staffel besteht ja nur aus NRW-Clubs. Und hier hat man mit Dortmund, Schalke und Leverkusen eigentlich drei Vereine, die seit Jahren gute Nachwuchsarbeit haben (besonders bei Schalke und Dortmund schafften zuletzt viele den Sprung) und in der Bundesliga immer weit vorne mitspielen. Da kommen inzwischen auch die Gladbacher wieder dazu und die Kölner haben auch immer eine sehr gute Jugendarbeit. Traditionelle Ausbildungsvereine wie Fortuna Köln, RW Essen oder Wattenscheid sind inzwischen fast völlig von der Bildfläche verschwunden, wie z.B. in Berlin auch Hertha Zehlendorf, weil sie gegen das große Geld einfach nicht mehr mithalten können.
Und diese vielen Top-Vereine auf engem Raum sorgen einfach dafür, dass man es viel schwerer hat, Talente für sich zu werben. Die Entfernung zwischen den einzelnen Vereinen ist so eng, wie es die Bayern oder Berliner zum nächsten Bundesligisten haben.

Naja, Recht hast du, dass RW Essen oder Hertha Zehlendorf ihre Talente nicht mehr halten können.
Aber das liegt eher sekundär am Geld.
Die Bundesligisten haben einfach eine andere Stahlkraft und können bessere Werttkämpfe, Turniere, Trainibgsbedingen, etc. stellen, so dass nahezu jeder Jugendspieler dem Ruf der Topclubs irgendwann folgt.
Im Gegenteil, manches Mal bietet so ein herausragender Jugendclub aus dem Amateurlager dem Spieler nicht weniger monatliche Entlohnung, um die Jugendbundesliga zu halten und damit interessanter für Spieler ähnlicher Vereine zu werden.
Bei Hertha Zehlendorf zB Spieler von TeBe, Reinickendorfer Füchse, sogar Union.
Ein "gewöhnlicher" U16 oder U17 Spieler -also kein Jugendnationalspieler - bekommt auch bei NLZ Vereinen kaum vierstellig.
Das können dann auch Amateurvereine mittels besonderem Spornsor für 1 oder 2 Spieler bezahlen. Manchmal sogar mehr, als es der NLZ Verein tut.
Vereine, die keinen NLZ-Status haben, können den Jugendspielern auch keinen Vertrag geben, der die Ablösesumme ab dem 16. Lebensjahr frei verhandelbar macht.
Dass heiißt, mehr als die festgelegte Ausbildungsentschadigung bekommen die eh nicht, egal, ob der Spieler mit 15 oder 17 Jahren wechselt.
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BeitragVerfasst am: 4 Apr 2015 13:26   Titel: Antworten mit Zitat


Alo Atog hat folgendes geschrieben:
Naja, die Jungs sind ja nicht auf den Kopf gefallen und die Zahlen werden jedes Jahr neu veröffentlicht. Da wären sie ja schön blöd sie nicht zu nutzen


Die nutzen nicht die Zahlen, sondern die Daten und machen damit eigene Statistiken.

Du hast übrigens fast die selben Vereine genannt, wie ich mit meiner komischen Auswertung der Jugendnationalmannschaften ermittelt habe. Aber irgendwo "kennt" man die entsprechenden Vereine ja auch.
Interessant finde ich, dass 60 noch so gut mitmischt. Andererseits können die Bayern ja auch nur eine Mannschaft aufstellen. Wenn die einen Star holen, fällt ja hinten einer runter. Der kann dann zum Nachbarn gehen.


Je mehr Jugendarbeit insgesamt betrieben wird, desto mehr Spieler werden künftig auch durchs Raster fallen. Es ist ja seit Jahren üblich, dass die Spieler Abitur und eine Berufsausbildung bekommen, damit die nicht mit anfang 20 in der Gosse landen.
In Leipzig wollen sie daher sogar eine Uni bauen. Das ist auch clever, denn es will ja niemand der 46329. arbeitslose xy-Kaufmann im Osten sein. Stattdessen kann sich Leipzig sogar den eigenen Trainer- und Managernachwuchs ausbilden. Dürfte die Strahlkraft im Jugendbereich deutlich erhöhen.
Das Klischee vom dummen Fußballer ist damit auch bald vom Tisch

Ich denke, in den nächsten Jahren ist mit noch mehr Aktionen dieser Richtung zu rechnen. Kann mir gut vorstellen, dass VW, SAP und andere Konzerne jetzt schon eine Rolle dabei spielen, indem sie Jugendspieler oder deren Eltern ausbilden/einstellen.
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