Höhepunkt der SARS-Welle noch nicht erreicht
Peking (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat wegen der lebensgefährlichen Lungenkrankheit SARS zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Reisewarnung für eine kriegsfreie Region ausgesprochen. Sie riet am Mittwoch von Reisen nach Hongkong und in die südchinesische Provinz Guangdong ab. Weltweit sieht die WHO den Höhepunkt der SARS-Welle noch nicht erreicht. In Europa gibt es bisher keine Beweise, dass Menschen an SARS gestorben sind.
Der deutsche SARS-Patient im sauerländischen Hemer ist nach Auskunft seiner Ärzte «klinisch gesund», muss aber möglicherweise noch mehrere Wochen auf der Isolierstation verbringen. Die Zahl der weltweit gemeldeten Fälle ist am Mittwoch stark gestiegen, insbesondere weil China erstmals ein größeres Ausmaß der Lungenkrankheit enthüllte als bislang bekannt. Weltweit hatte die WHO-Zentrale in Genf bis zum Mittwochabend 2223 Fälle und 78 Tote registriert.
Außer Peking und Guangdong sind in China weitere vier Provinzen betroffen. Nach Angaben ANZEIGE
der WHO wurden in dem Land 1190 Krankheitsfälle und 46 Tote bestätigt. Die Behörden der Wirtschaftsmetropole Schanghai berichteten Diplomaten am Mittwoch über einen SARS-Fall in der Millionenstadt.
Geschäftsleute und Touristen sollten ihre Reisen in den Süden Chinas besser verschieben, erklärte WHO-Experte David Heymann in Genf zu der Reisewarnung. Nicht betroffen von der Empfehlung sind andere asiatische Ziele wie Peking, Hanoi, Singapur und Bangkok. Nach WHO- Ansicht sei die Krankheit in Vietnam unter Kontrolle. Auch in Singapur und Kanada sei man offensichtlich bei dem Versuch erfolgreich, neue Ausbrüche zu verhindern.
Zahlreiche deutsche Firmen haben inzwischen Geschäftsreisen nach Südostasien gestrichen. Mehrere Airlines annullierten wegen zunehmender Stornierungen Flüge in die betroffenen Gebiete. Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) sagte eine Reise mit 40 Wirtschaftsvertretern nach China und Taiwan ab. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale Berlin haben Touristen gute Chance auf Kostenerstattung, wenn sie Reisen nach Hongkong, China, Singapur oder Ost-Kanada absagen.
Bei Europas größtem Pauschalreiseveranstalter gebe es offiziell zwar keine kostenlosen Umbuchungen, sagte ein Sprecher. Wegen SARS werde die Branche aber kulant vorgehen. Der zweitgrößte deutsche Touristikkonzern Thomas Cook («Neckermann») bietet für Urlauber nach China, Hongkong, Vietnam, Singapur und Toronto kostenlose Umbuchungen. Weil Fernreisen nur fünf Prozent des Pauschal- Reisemarktes ausmachen, rechnet der Deutsche Reisebüro- und Reiseveranstalterverband (DRV) nicht mit großen wirtschaftlichen Einbußen.
Die Regierung in Peking erlaubte unterdessen einem wartenden WHO- Expertenteam die Einreise nach Guangdong. Nach wie vor vermutet die WHO den Ursprung der Infektion in der chinesischen Provinz, weil dort bereits im November 2002 die ersten SARS-Fälle aufgetreten sind.
Es sei möglich, dass sich SARS nicht nur über den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertrage, betonte Heymann. «Es hat etwas mit der Umwelt zu tun, wir wissen aber nicht was.» So sei eine Verbreitung durch Wasser oder das Abwassersystem aber auch über die Luft möglich, wenn auch nicht über große Entfernungen. Dies sei nach der Verseuchung eines ganzen Häuserblocks in Hongkong nicht auszuschließen.
Die mehr als 200 Bewohner des Blocks, die unter Zwangsquarantäne gestellt worden waren, wurden am Mittwoch in ein Feriencamp der Regierung gebracht, um einer eventuellen Infektion in dem Gebäude zu entgehen. In dem 36-stöckigen Wohnblock wird jetzt untersucht, warum sich das Virus so schnell verbreiten konnte. Die WHO hat für Hongkong 708 Erkrankte und 16 SARS-Tote gemeldet.
In Kanada sind nach Angaben örtlicher Behörden 6 Menschen an SARS gestorben, die Zahl der Verdachtsfälle stieg auf 151. Der führende Mikrobiologe des Landes, Donald Low, wurde unter Quarantäne gestellt. In den USA gab es bislang keine Todesfälle. Der SARS-Verdacht bei einem zunächst isolierten Passagierflugzeug in Kalifornien erwies sich als falscher Alarm.
Der Zustand des SARS-Patienten in Hemer ist nach Angaben seiner Ärzte stabil. Der Krankheitsverlauf des 72-Jährigen habe gezeigt, dass ein Patient mit einer bei unklaren Infektionskrankheiten üblichen Therapie die Erkrankung gut überstehen könne, sagte der Chefarzt der Lungenfachklinik, Professor Hans-Nikol Macha. Der SARS- Verdacht bei einem einjährigen Kind aus dem Großraum Nürnberg hat sich nicht bestätigt, es war lediglich erkältet.
In einer für die Schweiz einmaligen Aktion hat die Regierung beschlossen, dass bei der Weltmesse für Uhren und Schmuck in Basel und Zürich vom 3. bis 10. April keine Mitarbeiter aus China, Hongkong, Singapur oder Vietnam beschäftigt werden dürfen, wenn diese erst kürzlich eingereist sind.
Noch gibt es ja keinen Grund zur Panik, aber keiner weiß genau was er mit dem Theam SARS anfangen soll oder wie geht es euch? Damit wird der Krieg im Irak total überschattet, oder???
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[ Diese Nachricht wurde geändert von: AirWeber am 2003-04-02 23:07 ]