Was in der vergangenen Spielzeit der 7. Spieltag war, ist in dieser Saison der 4. Spieltag. Ganze drei
Derbys an diesem Wochenende auf dem Programm. Das Niedersachsen-Derby zwischen Wolfsburg und Hannover. Das große Revierderby zwischen Schalke und dem BVB. Und das einzige innerstädtische Derby, welches seit der Saison 2003/2004 (damals noch in München) in der Bundesliga ausgetragen wird: St. Pauli gegen den Hamburger SV. Als kleinen Bonus gibt es auch zwei Derbys in der 2. Liga. Am Freitag das Hauptstadtderby zwischen Union und der Hertha, welches zum ersten Mal als Pflichtspiel im Profifußball ausgetragen wird. Gefolgt von einem weiteren Revierderby am Samstag zwischen Oberhausen und dem VfL Bochum.
Den Auftakt in dieses Derby-Wochenende machen Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg. Die Gastgeber sind mit zwei knappen Niederlagen in die Saison gestartet, haben sich aber in der letzten Woche durch ein 4:0 in Mönchengladbach den Frust darüber von der Seele geschossen. Und auch in Freiburg konnte man zuletzt wieder jubeln. Trotz eines Halbzeitrückstandes drehte man das Spiel gegen Stuttgart und fuhr so den zweiten Sieg in Folge ein. So kann man in Frankfurt beruhigt aufspielen, denn der Druck liegt eindeutig bei der Eintracht. Die hat in der letzten Saison beide Spiele gegen Freiburg gewonnen und will die Serie natürlich noch nicht beenden.
Am Samstag steigt dann das erste Derby. Der VfL Wolfsburg empfängt Hannover 96. Doch unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen für dieses Spiel kaum sein und die beiden Kontrahenten haben zudem noch ihre Rollen getauscht. Die Wölfe stehen nach drei Spieltagen immer noch ohne Punkte da, während die vermeintlich deutlich schwächeren 96er mit zwei Siegen und einem Unentschieden, bei dem der Ausgleich erst in der letzten Minute durch einen Freistoss gefallen ist, gestartet sind. Sollte Steve McClaren das Derby nicht gewinnen, dann könnte er der erste Trainer sein, der in dieser Saison seinen Posten räumen muss. Damit das nicht geschieht, wird er vermutlich zum alten Magath-System (4-4-2 mit Raute) zurückkehren, weg vom zuletzt gespielten 4-2-3-1.
Hatten die Bayern in der letzten Woche einen mit Werder Bremen einen Angstgegner in der Allianz Arena zu Gast, so folgt in dieser Woche mit dem 1. FC Köln der nächste. Seit dem Umzug in die neue Heimat konnten die Münchner zu Hause gegen die Kölner nicht mehr gewinnen. Vor zwei Jahren konnten "der größte Karnevalsverein der Welt" am Karnevalssamstag in München sogar mit 2:1 gewinnen. Und was dem Rheinländer sein Karneval ist, dass ist dem Münchner sein Oktoberfest. Dieses wird bekanntlich am Samstag eröffnet – mal sehen, welches Fanlager am Ende einen (Teil-)Erfolg begießen kann. "O’zapft is!"
Einen Teilerfolg hatten auch die Bremer in der Champions League. Zwar lag man gegen Tottenham schnell mit 0:2 im Hintertreffen, doch der 2:2 Endstand bringt immerhin einen Punkt. Mit Mainz kommt eine Mannschaft nach Bremen, die mit neun Punkten einen perfekten Start in die Saison hingelegt hat. Doch Bremen ist kein gutes Pflaster für die Mainzer. Lediglich in der 1. Bundesligasaison konnte man gegen Werder punkten. Damals gab es einen Heimsieg und ein 0:0 in Bremen. Seitdem hagelte es aber nur noch Niederlagen für das Team von Thomas Tuchel. Zudem wurde unter der Woche von Andreas Schürrle in Richtung Leverkusen bekannt gegeben – hoffentlich wirkt sich dieser Wechsel nicht negativ auf die momentane Situation in Mainz aus.
Eine Bundesliga-Premiere steigt am Samstag auf dem Betzenberg. Dort empfangen die Roten Teufel die TSG Hoffenheim. Bisher wurde dieses Duell nur in der Saison 2007/2008 in der 2. Liga ausgetragen – die Hoffenheimer konnten beide Spiele gewinnen. Da hier der 5. der Tabelle gegen den aktuellen Spitzenreiter spielt, ist es so gesehen das Spitzenspiel dieser Woche. Beide Mannschaften schwimmen momentan auf einer Welle des Erfolges, daran ändert auch die Derbyniederlage der Lauterer vergangene Woche nicht viel. Und wer es schafft die Bayern zu Hause zu besiegen, der macht sich vor Hoffenheim bestimmt nicht ins Hemd.
Das letzte Spiel am Samstag findet in Stuttgart statt, wo der VfB trotz des Europa League Spiels am Donnerstag schon wieder antreten muss. Zu Gast hat man die Fohlen aus Mönchengladbach. Bei beiden Mannschaften sieht es im Moment nicht ganz rosig aus. Die Stuttgarter starteten mit drei Niederlagen, davon eine im Derby gegen Freiburg. Mit vier Punkten sieht es da bei der Borussia zwar deutlich besser aus, doch die Punkte und das sensationelle 6:3 in Leverkusen können nicht über die beiden schwachen Heimspiele gegen Nürnberg (1:1) und Frankfurt (0:4) hinweg täuschen. Zudem gehören die Schwaben zu den Angstgegnern der Mönchengladbacher. In den letzten 20 Jahren gab es nur fünf Siege für die Borussia – davon vier zwischen 1990 und 1995!
Am Sonntag finden dann, wie nach Europa League Spieltagen üblich, drei Spiele statt. Um 15:30 steigt das Derby im Millerntor. Seit acht Jahren warten die Fans vom Kiez-Club auf die nächste Möglichkeit den großen Stadtrivalen ein zweites Mal zu schlagen. Dies ist bisher erst einmal geglückt und zwar im ersten Aufeinandertreffen in der Bundesliga 1977/1978. Damals konnte man durch Tore von Franz Gerber und Wolfgang Kulkamit 2:0 im Hamburger Volkspark über Felix Magath, Kevin Keegan, Willi Reimann, Manfred Kaltz und Co gewinnen. Auf einen Heimsieg wartet man allerdings bisher vergebens. Lediglich drei Unentschieden stehen dort zu Buche.
Parallel laufen dann die Spiele in Leverkusen und auf Schalke. Die Werkself empfängt den 1. FC Nürnberg. Nürnberg, da war doch was? Richtig. In der vergangenen Rückrunde war der Club die erste Mannschaft, die Bayer Leverkusen nach 24 Spielen ohne Niederlage besiegen konnte. In dieser Saison haben die Leverkusener schon verloren und da gleich richtig. Im letzten Heimspiel gab es eine 3:6 Klatsche im Derby gegen Mönchengladbach. Noch eine Niederlage kann man sich nicht erlauben, wenn man nicht schon jetzt frühzeitig auf die Konkurrenten im Meisterschaftskampf Boden verlieren will.
Und zum großen Finale steigt dann der Kracher im Revier. Auf Schalke haben die Königsblauen die Chance mit einem Sieg den verpatzten Saisonstart für die nächsten Wochen aus den Köpfen der Fans zu bekommen. Ein Sieg im Derby heil alle Wunden, doch eine Niederlage könnte Köpfe zur Folge haben. Der Kredit von Magath scheint nach der Generalüberholung des Kaders, den ausbleibenden Erfolgen des neuen Teams und nach dem Streit mit den Fans aufgebraucht. Anders sieht die Welt in Dortmund aus. Nach der Auftaktniederlage gegen Leverkusen hat man sich gefangen und die Spiele gegen Stuttgart und Wolfsburg gewinnen können – zudem spielt man endlich wieder in Europa! Können die Borussen, nachdem sie 2007 im bisher letzten Derbysieg die Schalker Meisterschaftsträume zum Platzen brachten erneut Schalke in ein Tal der Tränen stürzen?
Bei diesem Sieg gab übrigens der jetzige Schalker Christoph Metzelder die Vorlagen zu beiden Dortmunder Toren!
_________________