Ein heißes Derby-Wochenende wurde am vergangenen 4. Spieltag erwartet. Wir freuten uns auf großartige Spiele auf dem Platz, fantastische Stimmung auf den Rängen und Zweikämpfe bis zur völligen Erschöpfung, ging es doch um die regionale Vorherrschaft in der Bundesliga.
Es kam anders. Eine enttäuschende Kulisse im Niedersachsenderby bei einer Partie mit überschaubarem Niveau. Ein Revierderby, bei dem BVB-Legende Lars Ricken nach Abpfiff sein Mitleid mit dem Rivalen aus Gelsenkirchen anzusehen war. Und im Hamburg-Derby sorgten zwar die Fans vom FC St. Pauli für beeindruckende Stimmung auf den Rängen, doch 75 ereignislose Minuten auf dem Platz konnten auch hier kaum Derby-Feeling vermitteln. Während Frank Rost rosa Röckchen vermisste und Kollege Bailly vermutlich noch heute überlegt, was genau in Stuttgart passiert ist, holen wir kurz Luft und tauchen ein, in den 5. Spieltag.
Am Dienstagabend startet die Liga mit drei Partien in die nächste Runde und auch wenn zwei Champions-League-Teilnehmer antreten: Die ganze Liga blickt auf Mainz 05.
Die Mannschaft von Trainer Tuchel konnte als einzige alle bisherigen Spiele erfolgreich gestalten und geht nun als Favorit in die Partie gegen den 1.FC Köln. Dass die Jungs von Trainer Soldo auswärts bestehen können, haben sie erst am Samstag bei Rekordmeister Bayern München unter Beweis stellen können. Zwei Spiele in Folge ohne Gegentor haben die Geißböcke vorzuweisen, nach Geromel ist nun auch Mohamad nach abgelaufener Rotsperre wieder an Bord und kann die Innenverteidigung weiter versträken – alles andere als ein Selbstläufer für die zuletzt so starken Offensivkräfte um Risse, Schürrle und Holtby.
Zeitgleich empfängt der Tabellenzweite 1899 Hoffenheim den FC Bayern München. Man lese und staune: Schaut man auf die Tabelle, stellt der Rekordmeister die bislang schwächste Offensive der ganzen Liga. Zwei Tore in vier Ligaspielen – zu wenig für die eigenen Ansprüche und leichter wird es gegen die starke Innenverteidigung um Vorsah und Simunic nicht. Dennoch lässt die offensive Grundausrichtung beider Teams auf Tore hoffen.
Tore darf man auch bei Spielen des SV Werder Bremen erwarten. Zwei Gegentore pro Spiel kassierten die Hansestädter bisher im Schnitt, was der Hauptgrund für den durchwachsenen Saisonstart sein dürfte. Bei Gastgeber Hannover ist die Welt trotz der Niederlage in Wolfsburg dagegen in Ordnung. Platz 7 und ein brandgefährlicher Ya Konan geben bescheren Trainer Slomka ein für hannoversche Verhältnisse ruhiges Arbeiten. Gelingt Werder Bremen der Befreiungsschlag? Oder festigt Hannover einen Platz in der oberen Tabellenhälfte? Dienstagabend wissen wir mehr.
Am Mittwoch starten alle Europa-League-Teilnehmer, die am Wochenende durchgehend ohne Niederlage blieben.
Borussia Dortmund empfängt nach fünf Pflichtspielsiegen in Folge den 1. FC Kaiserslautern mit breiter Brust. Auf das Spektakel in der Europa League folgte ein grandioser Auftritt in der Veltins Arena. Können Klopps Jungs auch zu Hause überzeugen? Mit dem 1. FC Kaiserslautern ist immerhin der Tabellensechste zu Gast. Bisher trafen die Pfälzer in jedem Spiel und wussten sowohl spielerisch als auch kämpferisch zu überzeugen.
Ebenfalls überzeugende Leistungen konnte zuletzt der VfB Stuttgart verbuchen. Zehn Tore in den letzten zwei Spielen lassen den katastrophalen Saisonstart beinahe vergessen. Am Mittwoch geht die Reise zu den noch sieglosen Clubberern. Der Tabellensechzehnte der vergangenen Saison findet sich bereits zu Saisonbeginn im Abstiegskampf wieder. Der Ausfall des letztjährigen Torgarants Bunjaku wiegt schwer. Noch in keinem Spiel konnte der 1. FC Nürnberg mehr als ein Tor erzielen. Die Rollen sind klar verteilt, doch was ist in dieser Saison schon kalkulierbar?
Zwei Überraschungsteam treffen in Freiburg aufeinander. Während der SC mit frischem und taktisch klugem Fußball zu überzeugen wusste und mit Platz 4 einen Traumstart erwischte, liegen bei den Königsblauen aus Gelsenkirchen die Nerven blank. Fünf Pflichtspielniederlagen in Folge, zuletzt der völlig verunsicherte Auftritt im Revierderby – sollte im Breisgau keine Kehrtwende folgen, ist Panik auf Schalke zu befürchten.
Allen Grund zur Panik hat inzwischen auch Bayer Leverkusen. Glaubte man zu Saisonbeginn noch an Luxusprobleme im Kader, sammeln sich mit Kießling, Helmes, Rolfes, Renato Augusto und Ballack nun gleich fünf potentielle Leistungsträger im Lazarett der Werkself. Mit Eintracht Frankfurt kommt zwar eine Mannschaft, die bisher weit hinter ihren eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist, immerhin aber das letzte Auswärtsspiel für sich entscheiden konnte.
Apropos Erwartungen. Der VfL Wolfsburg stellt inzwischen den zweitteuersten Kader der Bundesliga. Derzeit resultieren die enormen Investitionen der Volkswagen-Gruppe in einem Abstiegsplatz. Ist mit dem Sieg im Niedersachsenderby die Wende geschafft? Beim Hamburger SV ist mit mehr Gegenwehr zu rechnen als es gegen Hannover der Fall war. Der HSV ist saisonübergreifend seit sieben Pflichtspielen ungeschlagen, wusste aber weder beim letzten Heimspiel (1:1 gegen Nürnberg) noch im Stadtderby zu überzeugen.
Quo vadis, Borussia Mönchengladbach? Nach dem sensationellen Sieg bei Bayer Leverkusen folgten zwei desaströse Auftritte mit nicht weniger als elf Gegentoren. Nach dem an Arbeitsverweigerung erinnernden 0:7 gegen den VfB Stuttgart scheint sich Verunsicherung breit zu machen, so dass nicht nur über personelle Änderungen im Tor nachgedacht wird. Wiedergutmachung steht auf der Agenda! Aber ist der FC St. Pauli der richtige Aufbaugegner? Daran darf trotz fehlender Durchschlagskraft in der der Hamburger Offensive gezweifelt werden.
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