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Kommentar zum 7.Spieltag

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Oeyni
Ehrencomunist
Ehrencomunist 

Anmeldungsdatum: 18.06.2004
Beiträge: 15235
BeitragVerfasst am: 23 Sep 2009 23:03   Titel: Kommentar zum 7.Spieltag Antworten mit Zitat

Wir befinden uns irgendwann im 12. Jahrhundert in der englischen Stadt Ashbourne. Die Stadt ist in zwei Lager geteilt, die Oberstadt und die Unterstadt. Beide Stadthälften haben einen eigenen Mühlstein und jedes Jahr am Veilchendienstag und Aschermittwoch treffen sich die Männer aus beiden Stadthälften in der Mitte zu einem sportlichen Wettkampf, dem Shrovetide-Fußballspiel. Ziel des Spieles ist es einen Ball (etwas größer als ein Fußball und aus Kork) durch die Stadt zum Mühlstein des "Feindes" zu transportieren und diesen dreimal zu berühren, um einen Punkt zu erzielen! Die beiden Tore sind etwa 5 km voneinander entfernt und das Spiel dauert 16 Stunden (an beiden Spieltagen von 14 bis 22 Uhr).

Aber was hat das mit dem heutigen Fußball, besonders dem kommenden Spieltag zu tun? Nicht viel? Leider falsch, sehr viel sogar. Dieses Spiel findet wie geschrieben in der Stadt Ashbourne statt. Ein kleines Städtchen im Herzen von England, in der Grafschaft Derbyshire! Es wird schon seit vielen Jahrhunderten als "Derby" bezeichnet.
Im Fußball fand dieser Begriff zum ersten Mal 1866 in der englischen Stadt Nottingham Verwendung, als die beiden Clubs Notts County und Nottingham Forrest aufeinander trafen. Diesem Derby folgten noch viele weitere auf der ganzen Welt. Egal ob "Old Firm" in Glasgow, "Superclásico" in Buenos Aires, eine Unzahl an Derbys in London (wie man in der 1. Pokalrunde mal wieder gesehen hat, besonders zwischen dem Millwall FC und West Ham United) oder das "Frankenderby" zwischen Fürth und Nürnberg (mit 253 Spielen das am häufigsten ausgetragene Derby in Deutschland). Sie haben alle ihren eigenen Reiz!

In der Bundesliga finden diesen Samstag um 15:30 gleich drei dieser Derbys statt. Einmal das kleine "Rheinische Derby" zwischen Köln und Leverkusen, das große "Revierderby" Zwischen Dortmund und Schalke und zwar räumlich nicht so nah, aber auch die Paarung zwischen Wolfsburg und Hannover wird als "Niedersachsenderby" bezeichnet.

Beginnen wir mit dem jüngsten Derby in diesem Trio: Ich würde es auf Grund der Entfernung der beiden Städte zwar persönlich nicht als klassisches Derby bezeichnen, aber die Medien machen es nun mal gerne dazu und wenn es ein Bayrischesderby zwischen München und Nürnberg, ein Nordderby zwischen Bremen und Hamburg und Ostderbys zwischen Cottbus und Berlin oder Dresden und Leipzig gibt, dann kann man dieses Spiel auch als "Derby" bezeichnen!
Sportlich und historisch liegt dieses Derby aber klar im Schatten der beiden anderen Spiele. Dieses Niedersachsenderby zwischen Wolfsburg und Hannover wird in der Bundesliga erst zum 15. Mal ausgetragen. Da beide Clubs nicht auf Augenhöhe spielen und der Meister und Champions League Teilnehmer aus Wolfsburg Heimrecht hat, scheint es auf eine klare Angelegenheit hinauszulaufen, selbst wenn es am Mittwoch in Köln nach den Siegen gegen Moskau und auf Schalke einen kleinen Dämpfer für die Wölfe gab!

Eben diese Kölner treffen am Samstag auf den nächsten Werksclub. Auch wenn die Spiele zwischen den beiden Traditionsclubs Köln und Mönchengladbach historisch und bei den Fans mehr Bedeutung haben, freut man sich in der Domstadt auf das Aufeinandertreffen mit der Werkself aus dem benachbarten Leverkusen nicht minder. Der vom Weltkonzern Bayer unterstützte Club hat seit vielen Jahren die sportliche Vormachtstellung am Rhein sicher. In Zeiten, in denen die Fohlen und Geißböcke zeitweise sogar zweitklassig waren, stand Bayer sogar im Finale der Champions League. In der letzten Saison trennten im Mittelfeld der Liga beide Clubs aber nur noch 3 Plätze und mit den prominenten Neuverpflichtungen hat sich so mancher Kölner erhofft, am Ende der Saison endlich wieder vor dem ungeliebten Nachbarn zu stehen. Nach einem verkorksten Saisonstart hat man am vergangenen Wochenende den lang ersehnten ersten Sieg eingefahren und im DFB-Pokal hat man den Meister aus Wolfsburg, anders als in der Liga, niederringen können, so dass man voller Zuversicht ins Spiel geht, um Leverkusen die erste Saisonniederlage in der Liga zuzufügen!

Im 74 km entfernten Westfalenstadion findet das aktuell wahrscheinlich größte deutsche Derby statt. Es fand bisher (genau wie die Paarung Köln vs. Mönchengladbach) 74 Mal in der Bundesliga statt und beide Vereine gehören sowohl sportlich als auch in Sachen Zuschauerzuspruch zur absoluten Spitze des deutschen Fußballs. Zum ersten Mal stand man sich am 3. Mai 1925 in Herne gegenüber und Schalke gewann das Spiel mit 4:2. In der letzten Saison konnte man keinen Sieger finden (3:3 in Dortmund, 1:1 auf Schalke).
Aber anders als viele andere Derbys (siehe oben) ist das Aufeinandertreffen der beiden Ruhrgebietsgrößen ein reines Kräftemessen auf sportlicher Ebene. Übergriffe der beiden Fanlager gehören nicht zur Tagesordnung, wie in Glasgow, Buenos Aires oder London.
Häme und Spott wird es trotzdem wieder geben. Egal ob man dem Gegner auf der Zielgerade die Meisterschaft versaut, der Gegenspieler (rassistisch) beleidigt wird, oder man die Partie durch fragwürdige Entscheidungen der Unparteiischen für sich entscheiden kann.
Für Gesprächsstoff an den Stammtischen im Revier, im Doppelpass und natürlich auch bei uns im Forum wird bestimmt wieder gesorgt.

geschrieben von Christian Schmidt
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