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Business as usual. Ronaldo – ein WM-Kind blieb zuhause

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BeitragVerfasst am: 14 Jul 2010 11:29   Titel: Business as usual. Ronaldo – ein WM-Kind blieb zuhause Antworten mit Zitat

Ronaldo bleibt mit 15 Toren WM-Rekordtorschütze, weil Miro Klose ein Tor fehlt. Der Brasilianer fuhr nicht nach Südafrika und steht dennoch weiter im Geschichtsbuch ganz vorne. Der einstige Weltklassestürmer hätte seine 5. Weltmeisterschaft spielen können, der Weg führte ihn in letzter Zeit nach unten – eine Geschichte der Trauer.

Auch wenn er 1994 in den USA lediglich als Fußballpraktikant mitfuhr und keine WM-Minute absolvierte, so wurde Ronaldo später doch ein Gesicht des größten Fußballturniers der Welt. Er prägte die Spiele 1998 in Frankreich, 2002 in Japan/Südkorea und auch 2006 in Deutschland. 15 Tore in 19 WM-Spielen, erfolgreicher geht es doch kaum, oder? Es ist eine Laufbahn, die kometenhafter aber auch brutaler nicht geschrieben werden könnte. Eine Story von großer Fußballfinesse, viel Geld und radikalem Markt.
Das Fußballspielen erlernte Ronaldo Luís Nazário de Lima beim Tennis Clube Valqueire, einem Futsal-Verein aus Bento Ribeiro. Futsal, der Techniker-Sport mit dem kleinen Ball, prägte Ronaldos Stil in jeglicher Form. Wieselflink, am Ball hochbegabt und zelebrierend präsentierte sich der spätere Weltfußballer. Über den Futsal fand Ronaldo schnell den Weg in die Brasilianische U-17-Nationalelf, da lag der Wechsel zu Cruzeiro Belo Horizonte nahe. Von 1993 bis 1994 avancierte Cruzeiro zum großen Sprungbrett Ronaldos. Von dort fand er seine erste internationale Station in Eindhoven, beim PSV. Mit 54 Toren in zwei Jahren warfen die ganz großen Klubs nach dem Hochgeschwindigkeitsstürmer die Angeln aus. Für 30 Mio. DM ging er nach Barcelona, wo es ihn jedoch nur ein Jahr hielt. Trotz 34 Toren in dieser einen Saison ging der Vagabund Ronaldo nach Italien zu Inter Mailand. In der Hauptstadt wurde dann auch der Nationalspieler Ronaldo geboren. Zwar etablierte er sich schon zu seiner Zeit in Eindhoven und Barcelona zu einer festen Größe in der Brasilianischen Auswahl, 1998 aber stand dann das nächste große Turnier an – diesmal mit ihm als Hauptakteur.
Ein Popstar im Fußballdress
Längst war Ronaldo nicht mehr nur ein – womöglich der beste – Fußballspieler, er nahm zudem die Position des Popstars ein. Lange vor David Beckham erlebte die Welt eine perfide Verquickung von Marketing und Fußball. 1996 und 1997 wurde er im Alter von gerade einmal 20, bzw. 21 Lenzen Weltfußballer, eine wunderbare Auszeichnung, aber auch ein Fluch für den Menschen Ronaldo.
In sechs Spielen schoss Ronaldo bei der WM von 1998 in Frankreich vier Tore und war maßgeblich an der Finalteilnahme beteiligt. Dann kam der 12. Juli 1998 – Ronaldos Leben zwischen Segen und Fluch offenbart sich hier massiv. Vor dem Finale lag er im Hotel mit Schaum vor dem Mund, wild um sich schlagend auf dem Boden und schrie. Roberto Carlos eilte herbei, Edmundo und Cesar Sampaio leisteten erste Hilfe und langten nach Ronaldos Zunge. Die Brasilianische Delegation stand unter Schock, Ronaldo war ins Krankenhaus gebracht worden. Dann aber der Erdrutsch: Ronaldo tauchte wie ein Geist in der ersten Elf im Finale gegen Frankreich auf. Er agierte auf dem Feld dann auch wie ein solcher Geist – unsichtbar und wirkungslos, ein Schatten seiner selbst. Die Legenden ranken sich um diese Geschichte, sein Sponsor soll ihn eventuell zum Spielen gedrängt haben. Wie auch immer demonstriert der 12. Juli 1998 das Schicksal des brasilianischen Ausnahmekönners. Ein Leben zwischen den Extremen.
Verletzungssorgen en masse
Nach dem verlorenen Finale von 1998 erhielt Ronaldo die Quittung für fehlende Regeneration, Terminhatz und unfassbarem psychischen Druck. In Italien begann für ihn die Zeit der zahlreichen Verletzungen. Insbesondere das Knie machte ihm zu schaffen, so kam er lediglich auf 67 Spiele bei Inter Mailand von 1997 bis 2002. Wenn er denn aber mal auf dem Platz stand, fackelte er ein Feuerwerk ab. 49-mal netzte er noch ein.
Neben dem Marketingwahn und den zahlreichen körperlichen Rückschlägen führte Ronaldos Weg jedoch 2002 während der WM in Japan/Südkorea wieder ins Finale. Sportlich wieder auf einem phantastischen Level hatte er zwar massiv an Wendigkeit verloren, dafür sprießen Muskeln aus allen Körperteilen. „Il fenomeno“ war nun ein Mann. Mit sieben Spielen in Asien und dabei acht Toren krönte Ronaldo Brasilien zum Weltmeister. Seine unsägliche Dreiecks-Frisur war mehr Schmuck und Werbegag, auf dem Platz fiel er vielmehr aufgrund seiner entscheidenden Tore auf – Olli Kahn wacht heute noch schweigebadet im Bett auf.
Werbegag Real Madrid
Die Werbemaschine lief 2002 dann auf Maximum, Real Madrid bastelte am Team der Galaktischen. Neben Figo, Beckham und Zidane sollte auch Ronaldo den Weg zu den Königlichen finden. Der Hype kulminierte und der Markt in Asien drohte zu explodieren. Es war eine wahre Marketingoffensive, die auch irgendwie Fußballspielen konnte. 2003 und 2007 holte Madrid mit Ronaldo die Meisterschaft, doch es war nicht unbedingt ein homogener Haufen, den Real sich mit viel Geld zusammengekauft hatte.
Nach einem Intermezzo beim AC Mailand sank der Stern Ronaldos immer weiter. Der Körper und Geist mussten dem wilden Treiben Tribut zollen. Schon früh soll der junge Ronaldo mit Anabolika aufgepäppelt worden sein. Ein unausgewachsener Körper wurde zum Experimentierfeld, das bis über die Schmerzgrenzen hinaus belastet wurde. 2006 zur WM in Deutschland geriet Ronaldo phasenweise zur Lachnummer. Zwei Tore steuerte er zwar bei, dennoch blieb der Eindruck, dass dieser Mann zum Anachronismus degradiert wurde.
Ende 2007 geriet Ronaldo unter Dopingverdacht, der jedoch fallen gelassen wurde. 2008 soll er sich mit einer Transvestitin vergnügt und zuvor Drogen konsumiert haben – die Weltpresse verhöhnte ihn. Wie so oft wurde Ronaldo wie ein erlegter Hirsch ausgeweidet. Business as usual – der Markt vereinnahmt Spieler, saugt sie aus und spuckt sie irgendwann brutal wieder aus. Auch vor einem unfassbaren Fußballer wie Ronaldo wird da nicht Halt gemacht.



Dieser Text stammt aus dem blog von gleichehöhe, Eurem Comunio-Magazin
Anregungen und Kritik sind immer willkommen!
Jerome Kirschbaum
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Gast





BeitragVerfasst am: 14 Jul 2010 16:41   Titel: Antworten mit Zitat

Der böse Markt.
Der ach so nette und tolle Ronaldo hat da sicher auch ein Wörtchen mizuredem gehabt.
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Gast





BeitragVerfasst am: 28 Jul 2010 16:07   Titel: Antworten mit Zitat


WilhelmFCB hat folgendes geschrieben:
Der böse Markt.


Ersetze "Markt" durch "Lebenswandel"...

Es ist häufig zu beobachten, gerade bei südamerikanischen Spielern. Maradona, Ronaldo, Ronaldinho etc. hätten noch mehr aus ihren Talenten machen können.
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